Teure Reparaturen nötig: Castor-Druckschalter kaputt
Nach dem in Gorleben entdeckten Defekt drohen den rund 800 Atommüllbehältern teure Reparaturen. 25 weitere Fälle werden jetzt geprüft.
HANNOVER taz | Den Castor-Behältern in deutschen Zwischenlagern droht eine teure Reparaturaktion. Möglicherweise müssen bei allen rund 800 Behältern mit Atommüll, die in Gorleben, Ahaus, bei Greifswald und in zwölf standortnahen Zwischenlagern stehen, die Druckschalter in den Deckeln ausgetauscht werden.
Ein defekter Druckschalter, der im Zwischenlager Gorleben zweimal fälschlicherweise Undichtigkeiten im Deckel eines Castors signalisiert hatte, wurde mittlerweile beim Hersteller in Darmstadt untersucht .
Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums stellte sich bei der Untersuchung heraus, dass eine Membran im Inneren des Schalters defekt war. "Es muss nun überprüft werden, ob es sich um einen Systemfehler handelt. Schlimmstenfalls muss man die die Überwachungseinrichtung bei allen Behältern austauschen", so Ministeriumssprecherin Jutta Kremer-Heye gegenüber der taz.
Bei der Untersuchung des Druckschalters durch den Hersteller in Darmstadt waren Vertreter der niedersächsischen Atomaufsicht und des TÜV zugegen. Diese erhielten nach Angaben der Sprecherin den Auftrag, die Untersuchung auszuwerten. Die Expertise des Atomaufsichtsvertreters entscheide darüber, "ob es sich um einen systematischen Fehler handelt", sagte sie.
Allein mithilfe der Druckschalter wird in den Zwischenlagern die Dichtigkeit der Castor-Behälter überwacht. Anders als beim Transport haben die Atommüllbehälter bei der Lagerung zwei Deckel, zwischen denen unter Überdruck stehendes Gas eingefüllt ist. Wenn der Gasdruck unter 3 Bar sinkt, meldet der Schalter "Sperrdruck tief" und zeigt damit an, dass einer der beiden Deckel undicht geworden ist.
Alle Zwischenlager haben in den Wänden Lüftungsöffnungen für die Kühlung. "Bei Castor-Behältern mit abgebrannten Brennelementen sind die beiden Deckel die einzigen Barrieren, die radioaktive Atmosphäre in den Behältern von der Umwelt trennen", sagte der Physiker Wolfgang Neumann von der hannoverschen Umweltberatung Intac. Defekte der einzigen Überwachungseinrichtung dürfe man aus diesem Grund nicht herunterspielen.
Der Castor-Hersteller, die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), ist bislang überzeugt, dass der gefundene defekte Druckschalter ein Einzelfall ist. "Für uns gibt es weiter keine Anhaltspunkte für einen Systemfehler", sagte GNS-Sprecher Michael Köbl. Zwar hätten in anderen Zwischenlagern weitere Druckschalter bereits "rund 25 Meldungen" abgegeben, anders als in Gorleben hätten die Schalter dabei jedoch keinen Druckabfall, sondern einen eigenen Defekt signalisiert. Bei der Untersuchung der 25 defekten Schalter habe man ganz unterschiedliche Störungen und keine sich wiederholenden Muster feststellen können.
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