■ Vorlauf: Teufelskreis Macher
„Der Pirat“, 20.45 Uhr arte, Montag, 20.15 Uhr ZDF
Ein wichtiges Thema, ein guter Regisseur, dem es ehrlichen Herzens „um eine unverfälschte Darstellung der Drogenproblematik ohne Zuckerguß“ ging, und eine Bombenrolle für den geborenen „Elendsdarsteller“ des neuesten neuen Deutschkinos Jürgen Vogel. Da kann nichts schiefgehen. Tat es aber höchstwahrscheinlich doch. Obwohl Bernd Schadewald einen sehenswerten Film abgeliefert hat, für den arte, ZDF, Österreichs ORF und das Schweizer Fernsehen zusammen gute vier Millionen Mark lockermachten und sich propagandistisch schwer ins Zeug legen – das ZDF verschiebt am Montag sogar extra sein „heute-journal“.
Erzählt wird die Lebensbeichte des – authentischen und inzwischen verstorbenen – Jan C. aus Hamburg, eine Drogenkarriere. Euphorisch erst, dann traurig, dreckig, endlos quälend, „vom Drogen-Piraten zur aidskranken Kanalratte...“ Schadewald übersetzt das ohne falsche Scheu in schnörkellose Bilder, die Kamera immer dicht dran, ohne voyeuristisch zu wirken, die SchauspielerInnen schenken sich nichts. Zeitkolorit mit eingestreuten Doku- Stills, Figuren und Milieus erscheinen stimmig, die Ausstattung liebevoll detalliert. Gut gemacht, gut gemeint – kann aber nach hinten losgehen, wenn es der falsche Film zur falschen Zeit ist und mit der falschen Konnotation: Haschisch führt in den Teufelskreis (inklusive Aids und Todesschuß), so lautet die Message. Die fatale Botschaft wird direkt abgeleitet aus dieser einen, ziemlich besonderen Vita – Dealer Jan C. war in den späten Sechzigern der „Hasch-Prinz“ von Hamburg. Diese Vita machte der heutige Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust 1990 zum Buch, das nun als Filmvorlage diente.
Heutzutage brauchte man gute Filme von guten Leuten, die nicht den Hippies, der Flower Power und „dem spielerischen Umgang mit der Droge Hasch“ in den 70ern die Schuld in die Schuhe schieben. „Mit Hilfe von Methadon“, heißt es im Abspann wenigstens, „konnte Jan nach seiner Entlassung (aus dem Knast) noch einige wenige Jahre überleben.“Ulla Küspert
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