Tests von Gentech-Essen: Forscher fordern längere Tierversuche
Bislang werden Gentech-Lebensmittel bis zu 90 Tagen getestet. Einige Forscher halten das für zu kurz: Man müsse die Ratten schon ein ganzes Leben lang mit diesen Produkten füttern, um aussagekräftige Daten zu erhalten.
BERLIN taz | In der Debatte über ein neues Zulassungsverfahren für Gentech-Pflanzen haben von der Industrie unabhängige Wissenschaftler die aktuellen Regeln scharf kritisiert. "Es ist eine Schande: Keine einzige Regierung, die gentechnisch veränderte Organismen erlaubt hat, verlangte länger als 90 Tage dauernde Versuche an Säugetieren und mit Blutuntersuchungen", sagte Professor Gilles Eric Séralini von der französischen Universität Caen bei einer Veranstaltung der Grünen in Berlin.
Auch die Agrarbiologin Angelika Hilbeck von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich bemängelte, dass viele Zulassungstests unter unrealistischen Bedingungen durchgeführt würden. Die EU-Kommission will Mitte Juli einen Vorschlag für eine Reform des Zulassungsverfahrens beschließen.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken warnt bereits davor, dass die Behörde die Zulassungsbedingungen abschwächen wolle. Höfken befürchtet, dass Gentech-Pflanzen die menschliche Gesundheit und die Umwelt gefährden könnten. Dabei beruft sie sich auch auf Séralini und Hilbeck, die zu den prominentesten Gentechnik-kritischen Forschern gehören.
Um Risiken ausschließen zu können, seien gründlichere Tests notwendig als bisher üblich, erklärte Séralini bei der Veranstaltung am Montag. Er forderte, dass Gentech-Pflanzen zwei Jahre an Ratten verfüttert werden müssten. "Das entspricht der Lebensdauer dieser Tiere." Diese Zeit sei nötig, um zu erkennen, ob etwa Mais, der ein Gift gegen einen Schädling produziert, auch andere Lebewesen töte.
Hilbeck nannte ein weiteres Beispiel dafür, wie mangelhaft die Tests derzeit seien: Um die Wirkung des Gifts einer Gentech-Pflanze auf Florfliegenlarven zu untersuchen, würden die Wissenschaftler Mehlmotteneier von außen mit der Substanz besprühen und an die Insekten verfüttern. "Die Larven stechen aber durch die Schale und saugen den Inhalt der Eier aus", erklärte Hilbeck. Das Gift auf der Schale würden sie also nicht fressen. Dennoch hätten die Behörden diesen Versuch als Beweis akzeptiert, dass das Gift die Insekten verschone.
Für problematisch hält Séralini, dass die Pflanzenhersteller selbst die Untersuchungen in Auftrag gäben. "Die Behörden werten die Tests nur noch aus", sagte der Franzose. Er schlug vor, dass die Ämter auf Kosten der Firmen unabhängige Wissenschaftler mit den Tests betrauen.
"Die Rohdaten sollten veröffentlicht werden und nicht wie bisher geheim gehalten werden", ergänzte Séralini. Dann könnten auch Gentechnik-kritische Forscher die Testergebnisse analysieren und die Schlussfolgerungen der Ämter überprüfen.
Ein Sprecher der EU-Kommission bestätigte auf taz-Anfrage, dass die Firmen selbst die Daten erheben. Die Behörde entscheide darüber, welche Statistiken nicht veröffentlicht werden. Zur konkreten Kritik an den Forschungsmethoden wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Unterdessen gaben die EU-Länder den Weg für sechs Zulassungen von Gentech-Maissorten frei. Eine Abstimmung der Agrarminister am Dienstag ergab keine ausreichende Mehrheit für oder gegen den Vorschlag der Kommission, wie der EU-Rat mitteilte. Nun könne die Kommission die Pflanzen aber allein zulassen. Somit wäre der Import als Lebens- und Futtermittel, aber nicht der Anbau erlaubt. Deutschland stimmte für die Zulassung.
Leser*innenkommentare
hollandia
Gast
Ich bin gegen diese Tierversuche. Es geht die Labore nur um Geld, Geld, Geld. Speziell in Deutschland finde ich es sehr schlimm das andere Wesen ausgenutzt und schmerzhaft getötet werden.
jantiff
Gast
Deshalb wähle ich nicht mehr die Grünen: weil sie sich für das Vergiften (ein realitätsnäheres Wort als "Tierversuche") von fühlenden Mitgeschöpfen einsetzen, wenn es ihren Zwecken dient.
Deshalb spende ich keinen Pfennig mehr an Greenpeace, weil sie sich auf die Ergebnisse, die aus Tierquälerei stammen, berufen, um gegen die (niemals wieder rückgängig zu machenden) Gefahren der Gentechnik zu argumentieren.
Deshalb fasse ich das Magazin "Ökö-Test" nicht mal mit spitzen Fingern an, weil das Magazin von vorne bis hinten auf grausame Tierversuche setzt und z. B. Sonnencremes abwertet, da man die Ergebnisse, die durch das Vergiften von Tieren erzielt wurden, für zuverlässiger hält als ebenfalls vorliegende Ergebnisse mit menschlichem Gewebe bzw. in-Vitro-Untersuchungen.
All diesen sogenannten Umweltfreunden ist gemein, dass sie sich für ein Leben im Einklang mit der Natur einsetzen - aber die im Labor gequälten Geschöpfe aus ihrer Öko-Philosophie ausschließen, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Doch auch diese sind Teil des Ganzen, gehören genauso zur Umwelt wie all jene Tiere, die nicht das große Pech haben, im Labor zu landen bzw. dort geboren zu werden.
Das Ende des unseligen Zeitalters der wissenschaftlichen Tierfolter ist ferner denn je, wenn selbst jene auf diese barbarische Methode setzen, die eigentlich am ehesten die moralische Verpflichtung hätten, sich von ihr zu distanzieren.
"In Wahrheit wollen die Grünen ebenso wenig wie alle anderen Parteien etwas vom Recht der Tiere hören, sie wollen höchstens hormonfreies Fleisch und saubere Milch für ihre Kinder."
Sina Walden
"Wir schicken die Tiere vor, um zu erfahren, wie weit wir die Erde und uns selbst vergiften können."
Eva Kroth
"Selbst mit allen Tieren dieser Welt ist es einfach nicht möglich, Chemikalien auf die blinde Art und Weise durchzugehen, wie wir es derzeit tun und damit glaubwürdige Schlussfolgerungen über die Gefahren für die menschliche Gesundheit zu erzielen."
Joshua Lederberg
Katja M.
Gast
Wozu bitteschön brauchen wir Gen-Lebensmittel überhaupt??? Wir haben auch so genug von allem!! Ich möchte und werde nie Gen-Lebensmittel zu mir nehmen, nur damit sich reiche Ärsche noch reicher verdienen können, sofern das aufgrund der Informationen bei Lebensmitteln hoffentlich möglich ist! Wenn die Milliarden, die jährlich in die Tierversuchsforschung gesteckt werden, in die tierversuchsfreie Forschung investiert werden würden, dann wäre diese Art der Forschung jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit schon viel weiter und würde uns bei z. B. Krankheiten sicherlich genauso gut weiterhelfen können...
XChainsawX
Gast
Wie wäre es mit selber denken und informieren Johannes und nicht Dogmen übernehmen.
http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/infos/allgemein/248-warum-tierversuche-nicht-notwendig-sind
Simone Tillmann
Gast
"Er forderte, dass Gentech-Pflanzen zwei Jahre an Ratten verfüttert werden müssten. "Das entspricht der Lebensdauer dieser Tiere." Diese Zeit sei nötig, um zu erkennen, ob etwa Mais, der ein Gift gegen einen Schädling produziert, auch andere Lebewesen töte."
Diese Logik verschließt sich mir. Dahinter stehen Annahmen, deren Gültigkeit keineswegs nachgewiesen ist: Die Gentech-Pflanzen könnten erst nach 3, 5, 10 oder 20 Jahren nach Verzehr schädlich, gar tödlich wirken. Auf Ratten könnten Gentech-Pflanzen generell anders wirken als auf Menschen,die darunter als Langzeitwirkung z.B. Krebs entwickeln. Ich finde es wissenschaftlich gesehen nicht vertretbar, Ergebnisse aus Tierversuchen auf Menschen zu übertragen. Dafür sind die Vertreter der Spezies einfach zu verschieden. Und ethisch gesehen gibt es keinerlei Rechtfertigung, Tiere zum Nutzen der Menschen zu quälen - es gibt nur das "Recht des Stärkeren", was nur etwas über Macht und nichts über moralische Legitimation aussagt.
Im Grunde ist es doch ganz einfach: Entweder sind Menschen und Tiere so verschieden (auch in der Wertigkeit und Lebensberechtigung), dass Tierversuche legitim sind - dann aber sind aufgrund der Unterschiedlichkeit die Ergebnisse nicht übertragbar. Wenn aber Tier und Mensch sich so ähnlich sind, dass Ergebnisse übertragbar sind, verbietet die Moral, dass das Lebenwesen Mensch andere Lebewesen einem derartigem Leid wie durch Tierversuche hervorgerufen, unterwirft.
Meine Bitte (nicht nur) an die Grünen: Setzt Euch für vernünftige Wissenschaft ein: Kämpft gegen Tierversuche!
Kritiker
Gast
Habt ihr die Tiere schon mal gefragt, ob sie Tierversuche wollen?
Antonietta
Gast
Jedes Jahr sterben allein in Deutschland über zwei Millionen Tiere im Tierversuch, darunter auch viele Hunde, Katzen, Kaninchen und Affen. Trotz Millionen gequälter und getöteter Tiere ist noch keine der wichtigen Krankheiten wie z.B. Krebs besiegt worden. Wissenschaft nur um ihrer selbst willen ohne jeglichen Respekt vor dem Leben ist moralisch nicht akzeptabel. Zudem ist es unabhängig von dem zweifelhaften Nutzen der Tierversuche moralisch absolut inakzeptabel, unschuldige leidensfähige Lebewesen stellvertretend für uns leiden zu lassen.
zZony
Gast
Ich will keine genveränderten Lebensmittel konsumieren (müssen) und bin absolut gegen jeglicher Art von Tierveruchen!
johannes
Gast
@ tanko
1. du nimmst jeden tag gene zu dir ;-)
2. zwar sterben bei tierversuche tiere aber sie sind notwendig. die lebenserwartung der menschen hat sich aufgrund von medikamenten und impfungen vergrößert
3. ratten sind von hause aus robust. allerdings mußt du zwischen einer laborratte und einer freilandratte unterscheiden
4. schwachsinn. natürlich kann man teilweise (!) ergebnisse aus tierversuchen auch auf menschen übertragen.
5. bei tgn1412 konnte man halt nicht die ergebniosse übertragen, anderseits werden jedes jahr viele neue medikmanete entwickelt die menschen helfen
6. es gibt nicht den krebs oder den hi-virus. krankheiten sind sehr komplex haben verschiedne ursachen und verschiedene ansätze zur heillung. es gibt nicht das tolle medikament die bei allen menschen jede erkrankung heilen kann.
7.unbewiesene behauptung: krebs hat viele ursachen: du kannst dich zwar nur gesund ernähren und nicht rauchen, wenn du genetisch vorbelastet bist dann hilft alles nicht (dennoch ist es gesünder niocht zu rauchen)
8. qualität ist schwer zu messen da an der entwicklung von medikamenten o.ä. viele menschen beteiligt sind. ob die anzahl der zitierung und veröffentlichungen in journals tatsächlich etwas über die qualität der forschung aussagen ist allerdings wirklich sehr umstritten
9. versuche ohne tiere sind bis jetzt leider noch nicht ausgereift. zwar können schon z.b. substanzen auf cytotoxizität in zellkulturen geprüft werden, dennoch sind diese ergebnisse noch weniger aussagekräftig als ein tier versuch: bloß weil stoff a hautzellen nicht schädigt kann er ja z.b. die niere oder die nervenzellen angreifen. bei computergestützten modellen sieht es noch katastrophaler was die zuverlässigkeit angeht aus.
10 es wird in deutschland allgemein zu wenig geld in forschung gesteckt
also dass nächste mal etwas informieren und weniger dogmatisch sein
David
Gast
Danke an Tanko fuer den interessanten Beitrag
&
mehr Geld in tierversuchsfreie Forschung!
Tanko
Gast
Ich will keinen Gen-Fraß und keine Tierversuche!
Wusstet ihr, dass...
*jedes Jahr allein in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Tiere in Versuchen leiden und sterben.
*jährlich 58.000 Deutsche an unerwünschten Wirkungen von Medikamenten sterben, obwohl diese aufgrund von Tierversuchen für sicher gehalten wurden.
*zum Beispiel Ratten unempfindlich gegenüber Asbest sind, dafür aber vom Süßstoff Saccharin Krebs bekommen.
*eine Übertragung der Ergebnisse aus Tierversuchen ein gefährlicher und unwissenschaftlicher Trugschluss mit verhängnisvollen Konsequenzen für den Verbraucher/die Verbraucherin ist.
*TGN1412, der neue Wirkstoff, der Anfang 2006 bei sechs Medikamententester zu schwersten Organausfällen führte, zuvor intensiv an Affen, Ratten und anderen Tieren getestet und als sicher eingestuft wurde.
*trotz massiver tierexperimenteller Forschung die angekündigten Durchbrüche bei der Bekämpfung von Krebs, AIDS, Parkinson, Alzheimer usw. nicht eintreffen, weil diese neuen Behandlungsmethoden nur im Tierversuch, nicht aber beim Menschen funktionieren.
*Zweidrittel aller Krebserkrankungen durch gesunde Ernährung und Nichtrauchen vermieden werden können.
*die Qualität der tierexperimentellen Forschung nicht daran gemessen wird, wie vielen Menschen geholfen werden konnte, sondern daran, wie viele Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.
*es zahlreiche tierversuchsfreie Testmethoden, z.B. mit Zellkulturen gibt, die im Gegensatz zum Tierversuch sinnvolle, für den Menschen relevante Ergebnisse liefern.
*die tierversuchfreie Forschung jährlich nur knapp drei Millionen Euro erhält, während Hunderte von Millionen unserer Steuergelder für die tierexperimentelle Forschung verschwendet werden.
Klaus Böhringer
Gast
Es sind weltweit die unabhängigen,im Gegensatz zu den mit Konzern-Drittmitteln "forschenden" Wissenschaftler wie in Disula,die schon seit Jahren die gänzlich unzu- reichende 90-Tage-"Sicherheitsforschung" sehr zu Recht anprangern.Die pro-Gentech-Freaks der zuständigen EU-Fachbehörde EFSA,geben sich aber gerne mit den wenig aussagefähigen Protokollen der GVO-Zulassungen beantragenden Chemie-Multis zufrieden.Denn bis dato wurden noch alle deren Anträge positiv beschieden.
Obwohl die übergroße Mehrheit der Landwirte und Verbraucher die hochriskante Agro-Gentechnik ablehnt, wurde von Schwarz/Rot und nun von Schwarz/Gelb,die Förderung der Agro-Gentechnik in den jeweiligen Koalitionsverträgen beschlossen. Die Konzern-Lobbyisten,sowie enorme Parteispenden,waren und sind der Grund hierfür.Doch so verludert unsere Demokratie mehr und mehr zur Lobbykratie.Von der Politik im Stiche gelassen,müssen wir uns gegen diese "Saat des Bösen" schon selbst wehren. Unserer Gesundheit,der Umwelt und folgenden Generationen zuliebe.Mehr unter:gentechnikfreies-europa.org
Fritz
Gast
Wir brauchen keine manipulierte Nahrung!
Es gibt alles in Hülle und Fülle!
GVOs beschränken Rechte und reduzieren die Artenvielfalt!
Es geht nur um Macht und Kontrolle!
Schaut auch bei BUND, Greenpeace etc. um. Dort sind gute Filme über die Machenschaften der Konzerne!
Es werden Stimmen gesammelt: https://secure.avaaz.org/de/eu_health_and_biodiversity/
Westberliner
Gast
Ich will keinen Gen-Fraß. Habt ihr das verstanden, ihr Monsantos, ihr Aigners und Co.?
spreissel
Gast
Sofern das der Realität entspricht was hier geschrieben wurde bezüglich Testzeiträumen und Erstellungsbedigungen der Tests ist das hart an der Grenze zum Wahnsinn, wenn nicht schon darüber hinaus.
Fragt sich ob hier nicht bald auch die Kuschelökos der Industrie in die Hand spielen, weil sie um die armen Laborratten fürchten und deren Laufzeitverlängerung aus Tierschutzgründen ablehnen.
Kein Medikament und sei es noch so speziell kann durch solch einen lächerliches Testverfahren in den Handel kommen, aber sobald es um Nahrungsmittel geht, die die Bevölkerung 50 Jahre täglich fressen soll, brauch man sich keine Gedanken machen?
yeah! echt yeah!