Tesla-Tochter Grohmann: In die Zukunft lieber ohne Tarif
Mitarbeiter der Tesla-Tochter Grohmann wollen einen Tarifvertrag. Chef Elon Musk bietet Aktienpakete – und wettert gegen Gewerkschaften.
Doch das sorgsam erarbeitete Image Teslas könnte bald Kratzer bekommen. Grund dafür ist ein Tarifkonflikt bei der Ende 2016 erworbenen Konzerntochter Tesla Grohmann Automation. Deren Mitarbeiter pochen mithilfe der IG Metall auf einen Tarifvertrag. Grohmann habe auf die Forderung eine „unbefriedigende Antwort“ gegeben, heißt es bei der Gewerkschaft – und schon droht dem Betrieb im rheinland-pfälzischen Prüm mit 680 Mitarbeitern ein Streik. Die Arbeitsniederlegung sei aber das letzte Mittel, sagte IG-Metall-Vertreter Christian Schmitz der taz. „Wir möchten eine friedliche Lösung.“
Die Gewerkschaft fordert eine Arbeitsplatzgarantie für alle Mitarbeiter und eine „gerechte Entlohnung.“ Derzeit liege das Lohnniveau um etwa 25 bis 30 Prozent unter dem Tarifgehalt.
Der Arbeitgeber habe sich zwar mittelfristig zu Gesprächen bereit erklärt, aber nicht zu Tarifverhandlungen. „Das ist Hinhaltetaktik, um im Betrieb gegen die Gewerkschaft Stimmung zu machen“, sagt Christian Schmitz. Mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter seien aber in der IG Metall organisiert.
Arbeitskampf kommt ungelegen
Grohmann baut automatisierte Maschinen für die Fahrzeugproduktion. Für Tesla sind die Anlagen unter anderem bei der Fertigung eines neuen Modells wichtig, die im Sommer anlaufen soll. Bisher baute Tesla nur Fahrzeuge im oberen Preissegment. Das „Model 3“ soll mit einem kolportierten Kaufpreis von etwa 30.000 Euro für eine breite Kundschaft erschwinglich sein und könnte dem wachsendenen Markt für Elektromobilität einen Schub geben.
taz.ökobiz beschäftigt sich gezielt mit Geschichten aus der nachhaltigen Wirtschaft – mit Analysen, Reportagen, Hintergründen. Regelmäßig auf taz.de und gebündelt auf einer Seite montags in der taz.die tageszeitung. Am Kiosk oder am eKiosk.
Weltweit gibt es für das Modell bereits 400.000 Vorbestellungen, da stört ein öffentlichkeitswirksamer Arbeitskampf. Elon Musk meldete sich bereits selbst zu Wort und gab eine Jobgarantie für die Grohmann-Mitarbeiter. Die Firma spiele eine wichtige Rolle für die Zukunft des Elektroautoherstellers. Sowohl die Belegschaft als auch die Produktion am Sitz in Prüm sollen ausgebaut werden, schrieb Musk in einem Brief an die Mitarbeiter.
Tesla-Chef Elon Musk
Tesla bietet den Beschäftigten monatlich 150 Euro mehr. Musk erklärte in seinem Brief zudem, jeder Grohmann-Mitarbeiter solle Tesla-Aktien im Wert von 10.000 US-Dollar erhalten, die vierteljährlich über die nächsten vier Jahre ausgeschüttet würden, sowie einen sofortigen Bonus über 1.000 Euro in bar. Das ist der IG Metall zu wenig. „Elon Musks Jobgarantie und die angekündigten Lohnerhöhungen gehen in die richtige Richtung, sind aber nicht rechtssicher“, sagt IG-Metall-Vertreter Schmitz.
Eine Anfrage der taz zu den Auseinandersetzungen mit der IG Metall ließ Grohmann unbeantwortet.
Zoff auch in den Staaten
Auch in den USA muss sich Tesla derzeit mit der Automobilgewerkschaft auseinandersetzen. Ein Mitarbeiter des Werks im kalifornischen Fremont hatte sich in einem Blog über schlechte Arbeitsbedingungen beklagt und rief die Kollegen zum Eintritt in die Gewerkschaft auf, lobte Tesla aber zugleich als „eines der innovativsten Unternehmen der Welt“. Scharf kritisierte Elon Musk dennoch in einem Tech-Blog seinen Mitarbeiter. Die Äußerungen seien „moralisch empörend“.
Auch auf die IG Metall ist Musk offenbar nicht gut zu sprechen. Alles bei Tesla diene der Mission, den Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen, schrieb er in seinem Brief an die Grohmann-Belegschaft. „Ich glaube nicht, dass die IG Metall unsere Mission teilt.“ (mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was