piwik no script img
taz logo

Terroranschläge in MumbaiPolizei sucht nach Bombenlegern

Indiens Finanzmetropole Mumbai ist erneut zum Ziel von Terror-Anschlägen geworden. Der Verdacht fällt auf heimische Islamisten- oder Mafiagruppen.

Polizeiabsperrung in der Nähe der Oper in Mumbai - einer der drei Orte, die am Mittwoch von einer Explosion erschüttert wurden. Bild: reuters

DUBAI taz | Nach den koordinierten Bombenanschlägen in Indiens Finanzmetropole Mumbai sucht die Polizei nach Spuren. Am Mittwochabend zur Rushhour waren im Herzen der Millionenmetropole fast zeitgleich drei Sprengsätze detoniert: 18 Menschen starben und Dutzende wurden verletzt.

Die Bomben explodierten auf dem belebten Zaveri-Bazar, wo Edelsteine gehandelt werden, in der Geschäftsgegend vor dem Opernhaus und im Stadtteil Dadar, im Herzen der Stadt, wo viele Vorstadtzüge mit tausenden Pendlern verkehren. Als die Bomben explodierten, brach in der Stadt Panik aus.

Viele Einwohner befürchteten eine Wiederholung der Ereignisse vom November 2008. Damals kamen bei einem ausgeklügelten Terrorangriff auf zwei Luxushotels, einen Bahnhof, ein Krankenhaus und ein jüdisches Gemeindezentrum 161 Menschen ums Leben. Zehn gut trainierte Angreifer, die mit einem Schnellboot aus Pakistan an Mumbais Küste angelandet waren, hielten die Millionenstadt über 60 Stunden in Atem.

Die Handschrift der Anschläge weist im Moment nicht auf al-Qaida oder pakistanische Terrornetzwerke, sonder eher auf heimische Terrorgruppen oder einen Krieg der lokalen Mafia, erklärte die Polizei. Ziel waren nicht ein Luxushotel, in dem die reiche Eliten und westliche Touristen und Geschäftsleute absteigen, sondern das Indien der Mittel- und Unterschicht, das auf Märkten einkauft oder auf dem Heimweg von der Arbeit ist.

Der verwendete Sprengstoff scheint Ammoniumnitrat zu sein, ein Hauptbestandteil von Düngemitteln, die auf jedem Markt des Subkontinents beschafft werden können. Indiens Innenminister Palaniappan Chidambaram, erklärte, alle Gruppe, die Indien "feindlich" gegenüberstünden, seien verdächtig.

Die Geschäftsstadt Mumbai hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Anschlägen erlebt. Im Juli 2006 kamen bei sieben Bombenangriffen auf überfüllte Vorstadtzüge mehr als 180 Menschen ums Leben. 2003 starben 52 Menschen, als vier Sprengsätze in der Stadt explodierten. Im April 1993 wurden 257 Menschen durch Bomben getötet. Die Hintergründe des Terrors waren nur schwer auszumachen: Bandenkriege, politische Rivalitäten, aber auch Hindu-Extremisten und islamistische Terrorgruppen spielten eine Rolle.

Viele fühlten sich beim jüngsten Anschlag an die Bombenserie in Neu-Delhi 2008 erinnert, als fünf Sprengsätze auf belebten Märkten und Plätzen hochgingen und mehr als 30 Menschen töteten. Der Verdacht fiel damals auf die Indian Mujahideen, eine lokale islamische Terrorgruppe, doch aufgeklärt wurden die Anschläge wie viele andere bis heute nicht.

Die Bewohner von Mumbai zeigten sich wenig beeindruckt: Die Pendlerzüge war am Morgen nach dem Attentat so überfüllt wie an allen anderen Tagen, wie der Fernsehsender NDTV berichtete. Schulen und Geschäfte waren normal geöffnet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!