Terror im Libanon: Schlag gegen die Hisbollah

Bei einem Doppelanschlag von Selbstmordattentätern in Beirut werden 43 Menschen getötet. Die Regierung will die Sicherheitsmaßnahmen verstärken.

Angehörige beten für Rawan Awwad. Er ist eins der Opfer, die bei dem Doppelanschlag am Donnerstag in einem Beiruter Vorort getötet wurden.

Angehörige beten für Rawan Awwad. Er ist eins der Opfer, die am Donnerstag in einem Beiruter Vorort getötet wurden. Foto: dpa

BEIRUT taz | Einen Tag nach den Doppelanschlägen in Beirut trauert die Nation. Universitäten, Schulen und viele Läden bleiben geschlossen. Die Straßen sind ungewöhnlich leer für einen Freitag. Nur zum Freitagsgebet zieht es die Gläubigen in die Moscheen. Über ein Jahr blieb die libanesische Hauptstadt von Anschlägen verschont. In einer Anschlagsserie von 2013 bis 2014, die vornehmlich die südlichen Vororte von Beirut betraf, starben über 60 Menschen. Die letzte Autobombe dort explodierte im Juni 2014 nahe einem Café, wo sich Besucher zum Public Viewing der Fußballweltmeisterschaft versammelt hatten. Damals wurden 12 Personen verletzt.

Auch der Anschlagsort vom Donnerstag liegt in einem Beiruter Vorort. Das Viertel Bourj al-Barajneh ist ein kommerzielles Zentrum. Zum Zeitpunkt der Detonationen um circa 18 Uhr Ortszeit waren viele Menschen unterwegs. Das ist einer der Gründe, warum 43 Personen ums Leben kamen und über 240 weitere verletzt wurden, wie Gesundheitsminister Wael Abu Faour bestätigte.

Augenzeugenberichten zufolge vergingen nach der ersten Explosion einige Minuten, bevor ein zweiter Attentäter seine Sprengladung in einer Gruppe herbeieilender Helfer zündete. Widersprüchlichen Medienberichten zufolge sollen bis zu vier Selbstmordattentäter vor Ort gewesen sein. Einer von ihnen sei entkommen, ein anderer getötet worden, bevor er sich in die Luft sprengen konnte.

Dass die Terrormiliz „Islamischer Staat“ sich Stunden später zu den Anschlägen bekannte, kam nicht unerwartet. In den südlichen Vororten von Beirut gibt es eine starke Hisbollah-Präsenz. Seit über zwei Jahren kämpft die schiitische Miliz an der Seite des Assad-Regimes in Syrien gegen die syrische Opposition und gegen radikal islamistische Gruppen wie den „Islamischen Staat“.

Einmarsch in Syrien

Mit dem Argument, den aufflammenden Terrorismus an seinen Wurzeln bekämpfen zu müssen, rechtfertigte Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah damals den Einmarsch in Syrien. Darauf folgte die Anschlagsserie in Beirut und anderen libanesischen Städten.

Vor allem in den Grenzregionen zum Libanon kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit radikal islamistischen Gruppen. Die neuesten Anschläge könnten eine Reaktion auf den intensivierten Kampf der Assad-Alliierten mit Russland gegen meist radikal sunnitische Gruppen in Syrien sein. Libanons Premier Tammam Salam bezeichnete den Anschlag als ein „feiges Verbrechen“. Er rief alle Libanesen dazu auf, gegen den Terrorismus zusammenzustehen.

Fraglich ist nur, wie die fragile libanesische Regierung mit der erneuten Terrorbedrohung umgehen kann. Seit dem Einmarsch in Syrien hat sich das innerpolitische Zerwürfnis im Libanon zwischen dem von der Hisbollah geführten Lager und der größtenteils sunnitischen Opposition vertieft. Die Regierungsarbeit ist faktisch blockiert. Seit über anderthalb Jahren können sich die Regierungsparteien auf keinen neuen Präsidenten einigen.

Zudem kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Unruhen während Anti-Korruptions-Protesten in Beirut wegen der seit dem Sommer anhaltenden Müllkrise. In einem Statement der Regierung heißt es, dass man „die Sicherheitsmaßnahmen in allen Regionen des Libanons verstärken wolle“, um weitere Anschläge zu verhindern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.