Terror gegen religiöse Minderheiten: 24 Tote bei Anschlag in Pakistan
Die Gläubigen versammelten sich zum Freitagsgebet, als die Autobombe vor der Moschee hochging. Der Anschlag in Parachinar war der jüngste in einer ganzen Serie.
Ein Augenzeuge, Ghyuar Hussain, erzählte, viele Läden und ein großes Fastfood-Restaurant am Platz seien beschädigt worden. Fensterscheiben seien herausgesprengt worden, Waren lägen zwischen den Scherben in weitem Umkreis. Die Polizei habe den ganzen Markt geschlossen.
Zu der Tat bekannte sich eine der aktivsten und brutalsten Extremistengruppe des Landes, Jamaat ul-Ahrar. In den vergangenen Wochen hatte sie eine ganze Reihe von Anschlägen für sich reklamiert. Pakistan erlebt sei Jahresbeginn nach zwei relativ ruhigen Jahren eine Wiedergeburt des Terrors. Insgesamt waren bei zahlreichen Anschlägen bis März rund 130 Menschen getötet und verletzt worden.
Viele der Anschläge hatten sich gegen Gruppen gerichtet, die Islamisten als Ketzer ansehen. Erst am Donnerstag war in der ostpakistanischen Provinz Punjab der Anführer einer Ahmadi-Gemeinde erschossen worden. Ahmadis sind eine islamische Sondergemeinde, die in Pakistan aber nicht als Muslime anerkannt werden. Im Februar waren in der südpakistanischen Provinz Sindh bei einem Angriff auf einen Schrein liberaler Sufi-Muslime mehr als 70 Menschen getötet worden.
Vor allem Schiiten Ziel extremistischer Sunniten
In der Stadt Parachinar hatte es erst im Januar einen ähnlichen Anschlag mit mindestens 25 Toten gegeben. Parachinar ist der größte Ort in der sogenannten Kurram Agency, einem halbautonomen Sonderterritorium an der Grenze zu Afghanistan. Es ist eine mehrheitlich von Schiiten bewohnte Gegend und oft Ziel von Anschlägen sunnitischer Extremisten.
Die insgesamt sieben Sonderterritorien unter Bundesverwaltung (Fata) gelten als Hort des Extremismus. Die pakistanische Regierung hat jüngst ein umfassendes Reformprogramm für Fata beschlossen.
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