Terror Hisbollahs Syrienchef Mustafa Badreddine ist bei Damaskus getötet worden. Aber von wem?: Tod eines Skrupellosen
Aus Jerusalem Susanne Knaul
Mustafa Badreddine, Chef der libanesisch-schiitischen Hisbollah-Kampftruppen in Syrien, ist nicht mehr. Er starb vermutlich schon am Dienstag bei einer Explosion nahe Damaskus. Anfängliche Berichte schoben Israel den Mordanschlag zu, später hieß es aus der Hisbollah nur noch, dass Badreddine getötet worden sei, ohne Hinweis auf Ort und Umstände. Jakob Amidror, ehemals Nationaler Sicherheitsberater in Jerusalem, blieb gegenüber dem Armeeradio vage. Der Tod Badreddines sei „eine gute Nachricht für Israel“, meinte Amidror und fügte hinzu, dass die Organisationen, die „heute in Syrien operieren, nicht nur Israel zum Feind haben“.
Der 55-jährige Badreddine gehörte ohne Zweifel zu den von Israel meistgesuchten Männern, doch auch die syrischen Oppositionsgruppen und Islamisten, mit denen sich die Hisbollah seit Jahren bekämpft, hatten es auf ihn abgesehen. In den frühen 80er Jahren soll Badreddine an einem Anschlag auf US-Soldaten mit mehr als 200 Opfern beteiligt gewesen sein. 1984 verhängte ein Gericht in Kuwait die Todesstrafe gegen den Libanesen, der laut Libanontribunal in Den Haag zudem Drahtzieher bei der Ermordung des früheren libanesischen Regierungschefs Rafik Hariri 2005 war.
Israels Luftwaffe hat in den vergangenen Jahren mehrere Waffentransporte, die von Syrien Richtung Libanon unterwegs waren, bombardiert. Wahrscheinlich ist, dass Israel zudem hinter der gezielten Tötung von Imad Mughnijeh 2008 stand, dem damals höchsten Kommandanten der Hisbollah-Truppen, dessen Schwester mit Badreddine verheiratet ist. Auch der Drohnenangriff im Januar letzten Jahres, bei dem Imad Mughnijehs Sohn Dschihad ums Leben kam, ging vermutlich auf das Konto der Israelis. Einem Bericht der New York Times zufolge sei schon damals Badreddine das eigentliche Ziel gewesen.
Im Dezember letzten Jahres starb schließlich Samir Kuntar, der Ende der 70er Jahre einem vierjährigen israelischen Mädchen vor den Augen seines Vaters den Kopf einschlug, bevor er auch ihn tötete. Kuntar saß fast 30 Jahre im israelischen Gefängnis. Seit seiner Befreiung per Gefangenenaustausch 2008 nahm er seinen Kampf gegen Israel in den Reihen der Hisbollah wieder auf.
Erst vor vier Wochen räumte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zum ersten Mal öffentlich Angriffe auf „Dutzende Waffentransporte“ ein. „Wir agieren, wenn wir agieren müssen, auch auf der anderen Seite der Grenze“, erklärte Netanjahu im Verlauf einer Tour auf den Golanhöhen.
Die letzte militärische Konfrontation zwischen Israel und der Hisbollah liegt zehn Jahre zurück. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah droht zwar regelmäßig dem „kleinen Teufel“, wie Israel in der Charta seiner Bewegung heißt. Solange der Bürgerkrieg in Syrien andauert, an dem Tausende Kämpfer der Hisbollah an der Seite der Soldaten von Präsident Baschar al-Assad kämpfen, rechnet man in Israel derzeit indes kaum damit, dass die Hisbollah an einer zweiten Front mobilmacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen