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Tengelmann verkauft SupermärkteKaiser's geht an Edeka

Das Fusionskarussell im Lebensmittelhandel dreht sich weiter: Auch das Familienunternehmen Tengelmann sucht den Ausstieg. Edeka soll übernehmen.

Die Kaiser's-Läden wechseln den Besitzer. Bild: imago/Horst Galuschka

MÜHLHEIM/RUHR dpa | Der Handelskonzern Tengelmann verkauft seine Supermärkte an den bisherigen Konkurrenten Edeka. Das Mülheimer Unternehmen kündigte am Dienstag an, die verbliebenen rund 451 Kaiser's-Tengelmann-Supermärkte sollten bis Mitte 2015 an den Marktführer Edeka gehen. Das Supermarktgeschäft schreibt Tengelmann zufolge seit Jahren rote Zahlen. Allerdings muss das Bundeskartellamt dem Verkauf noch zustimmen.

Firmenchef Karl-Erivan Haub sagte: „Wir sehen leider keine Perspektive mehr, unsere Supermärkte aus eigener Kraft zu einem profitablen Unternehmen zu machen." Mit einem Marktanteil von nur 0,6 Prozent sei die Supermarktkette zu klein, um sich am Markt gegen die großen Konkurrenten wie Edeka oder Rewe behaupten zu können. Zu finden sind die Kaiser's Tengelmann-Supermärkte ohnehin nur noch in Berlin und Umgebung, in München und Oberbayern und in Teilen Nordrhein-Westfalens.

Lange Zeit waren die Supermärkte das Herzstück des Familienunternehmens. Doch in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelten sie sich immer mehr zum größten Sorgenkind. Seit 15 Jahren sei damit kein Geld mehr verdient worden, hieß es in Mülheim.

„Zu erkennen, dass der Verkauf unseres Supermarktunternehmens letztlich unausweichlich wurde, war für meine Familie und mich persönlich sehr schwer“, sagte Haub. Doch biete der Schritt den Mitarbeitern immerhin eine Zukunftsperspektive. Insgesamt sind in den 451 Filialen knapp 16.0000 Mitarbeiter beschäftigt. Sie erwirtschafteten zuletzt einen Netto-Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro.

KiK, Obi, baby-markt

Für das Mülheimer Familienunternehmen selbst sind längst andere Sparten viel wichtiger als das Supermarktgeschäft – etwa die konzerneigene Textil-Discount-Kette KiK und die Obi-Heimwerkermärkte. Außerdem war Tengelmann unter Haubs Führung einer der Vorreiter beim Ausbau des Online-Handels. So gehört zur Unternehmensgruppe der Online-Händler baby-markt.de. Aber auch am Börsen-Neuling Zalando ist Tengelmann seit geraumer Zeit beteiligt.

Neben den Supermärkten übernimmt Edeka die Online-Tochter Tengelmann E-Stores, zu der die Internethändler Plus.de und Garten XXL.de gehören. Zum Kaufpreis und den Vertragsdetails machte das Unternehmen keine Angaben.

Letzte Wort hat das Kartellamt

Das Kartellamt muss der Übernahme allerdings noch zustimmen. Das ist kein Selbstläufer. Denn die Wettbewerbsbehörde hatte angesichts der Marktkonzentration im Lebensmittelhandel erst vor wenigen Wochen angekündigt, künftig jeden Erwerb eines Lebensmitteleinzelhändlers durch die Marktführer wie Edeka oder Rewe einer vertieften Prüfung zu unterziehen.

Eine Studie der Wettbewerbshüter hatte zuvor ergeben, dass die vier größten Spieler im deutschen Lebensmitteleinzelhandel – Edeka, Rewe, Aldi sowie die Schwarz-Gruppe mit den Lidl-Märkten und Kaufland – inzwischen zusammen auf einen Marktanteil von rund 85 Prozent kommen.

Die Behörde müsse deshalb „einer weiteren Verschlechterung der Wettbewerbsverhältnisse konsequent entgegenwirken“, folgerte Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

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1 Kommentar

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  • Stets heißt es beim gesellschaftspolitischen, wirtschaftspolitischen Handeln landauf und landab, in Deutschland u n d in Europa (Nord, Süd, West, Ost), daß die Wirtschaft in allen Branchen gefördert werden muß, daß diese Wirtschaftsförderung Vorrang vor "allem anderen" hat, daß Handelshemmnisse und Bürokratie abgebaut werden müssen, zwecks Förderung der nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland u n d Europa. Kann ich verstehen, weil ich hören und lesen kann. Aber!

     

    Aber! Aber ohne massenweisen Konsum von vielen Millionen, nein, von vielen Milliarden von M e n s c h e n , egal ob zu Fuß oder online zu Hause, können Wirtschaft und Handel sowie ebenso Kultur gar nicht funktionieren, können alte und neue Märkte nicht gesichert, nicht erobert werden und demzufolge auch keine Gewinnmaximierung erreicht, kein Reichtum und Besitz für Einzelne, für Globalplayer, Top-Manager und sogenannte "Leistungsträger" (a l l e Menschen nämlich leisten und tragen mit, egal ob enorm oder winzig) angehäuft werden.

     

    Facit: Der Mensch, die Menschheit muß i m m e r im Vordergrund stehen! Und Vorrang haben! Der Mensch ist keine Maschine und auch kein Roboter!

    Es bedarf daher für Gegenwart und Zukunft eines Ausgleichs, einer Balance allen menschlichen und politischen Handelns. Einer "Humanisierung der Arbeit" f ü r den Menschen, für a l l e Menschen auf dieser einen Erde.

    Somit, meiner Meinung und Beobachtung nach, wieder eines U m d e n k e n s und eines U m l e n k e n s allen wirtschaftlichen und politischen Handelns bei den Verantwortlichen in Wirtschaft, Politik und selbstverständlich in Kultur mit Hilfe der seit über 40 Jahren stark vernachlässigten, stark ignorierten "Humanisierung der Arbeit".

     

    Auch die neuen EU-Kommissionäre stehen jetzt in hoher Verantwortung und in der Pflicht gegenüber über 500 Millionen Menschen in der EU!