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Tempolimit und Alkholverbot für AutofahrerGegen noch mehr Tote auf den Straßen

Das EU-Parlament wünscht sich in Städten ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde. Solange es keine gesetzlichen Vorgaben gibt, geht davon aber nur eine Signalwirkung aus.

Alle EU-Städte sollen zur Tempo 30-Zone erklärt werden. Bild: dpa

BRÜSSEL taz | Das Europäische Parlament will Tempo 30 in Städten der Europäischen Union (EU) zur Regel machen. Die Abgeordneten verabschiedeten gestern in Straßburg einen entsprechenden Bericht. Zwar hat der keine gesetzlich bindende Wirkung, die Abgeordneten hoffen dennoch auf eine Signalwirkung.

"Überhöhte Geschwindigkeit ist die Hauptursache für Verkehrstote in der Europäischen Union. Mit unserer Entscheidung wird die Akzeptanz für ein Tempolimit steigen, und die Kommunen bekommen Unterstützung, wenn sie solche Limits einführen wollen", sagt der Verkehrsexperte der Grünen-Fraktion, Michael Cramer.

In der EU sterben jährlich rund 35.000 Menschen im Straßenverkehr. Über ein Drittel davon kommt bei Unfällen ums Leben, bei denen ein Beteiligter zu schnell gefahren ist. Damit ist überhöhte Geschwindigkeit die häufigste Todesursache.

Cramer hofft, dass mithilfe des Europäischen Parlaments diese Zahlen sinken. "Abgeordnete aus allen Staaten und auch aus der konservativen Fraktion haben für das Tempolimit gestimmt. Es wird in den Mitgliedstaaten schwierig werden, dagegen zu agieren", sagt er.

Der Druck wächst - auch weil sich die EU zum Ziel gesetzt hat, die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 auf 20.000 zu senken. Eigentlich hätte das Ziel schon 2010 erreicht werden sollen. Das Europäische Parlament will nun mit dem Bericht einen neuen Ansporn geben und fordert die EU-Kommission auf, entsprechende Gesetzesvorschläge zu machen.

Dazu gehören auch ein absolutes Alkoholverbot für Führerscheinneulinge und Berufsfahrer sowie die Harmonisierung der Straßenverkehrszeichen in allen 27 Mitgliedstaaten, Warnwesten im Auto und ein verbindlicher Sehtest für über 65-jährige Fahrer.

Der SPD-Europaabgeordnete Ismail Ertug schätzt die Folgekosten von Verkehrsunfällen jährlich auf rund 130 Milliarden Euro. Auch deshalb müsse die Kommission tätig werden, fordert der Abgeordnete. Den Liberalen geht die Initiative zu weit.

"Wir haben Wichtigeres zu tun, als den Autofahrern vorzuschreiben, wie viele Warnwesten sie dabeihaben müssen", sagt Holger Krahmer, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Abgeordneten.

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12 Kommentare

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  • K
    Kampfradler

    "Bäume entfernen", "den EU-Einheitsmist braucht niuemend" usw.. Gibt es vonseiten der autogeilen Herrschaften eigentlich auch einen Hauch von Argumenten? Wer es noch immer normal findet, seine paar Kilogramm Körper mithilfe von ein bis zwei Tonnen Blech mit riesigem Energieaufwand zu transportieren, wer 30000 Tote ignoriert, weil ihm seine Blechschleuder mehr wert ist, als Menschen, der sollte zum Arzt gehen! Wird Zeit, dass der Liter Sprit fünf Euro kostet!

  • B
    broxx (Rechtspopulist)

    @stephan mirwalt

    "Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung."

     

    Aus welchem Wald kommst Du denn? Nimm deine Medikamente, Mann!

  • M
    Michael

    Und was soll das Jetzt?

    Wenn die Unfallursache überhöhte Geschwindigkeit war, heißt das doch, daß sich jemand nicht an die Regeln gehalten hat - und dann ist doch völlig egal, wie die Geschwindigkeitsbegrenzung war.

    Zum Alkoholverbot für Fahranfänger und Berufskraftfahrer - ich meine, daß wäre schon seit einigen Jahren eingeführt. Ich kann mich natürlich auch irren.

    Also - so what?

  • A
    Anotherone

    Ist dass das einzige, was der Herr Krahmer von der FDP vorzubringen hat? Was gibts den wichtiges? Lobbyistentreffen in schicken Hotels oder Pöstchensichern bei einem DAX-Konzern? 35.000 Tote pro Jahr ist ein Anlass, mal aus der festgefahrenen Situation rauszukommen.

  • C
    C2H6O

    Die Auswirkungen einiger Medikamente auf die Fahrtüchtigkeit sind mit den Auswirkungen eines niedrigen Blutalkoholspiegels durchaus vergleichbar. Ergo sollten bei einem Alkoholverbot auch Fahrverbote für Konsumenten bestimmter Medikamente ausgesprochen werden.

  • B
    Boiteltoifel

    "Überhöhte Geschwindigkeit ist die Hauptursache für Verkehrstote in der Europäischen Union."??? Ich würde ja eher auf Autos tippen...

  • H
    Hansi

    Ursache überhöhte Geschwindigkeit...

    Was soll da Tempo 30 in der Stadt bringen?

    Wer sich nicht an Tempo 50 hält, wird sich auch nicht an Tempo 30 halten und trotzdem mit 80 durch die Stadt donnern.

    Tempo 50 und so viele Kontrollen, dass man sich mit Tacho 60 nicht wie ein Verkehrshindernis fühlt!

  • S
    Stefan

    Welch dümmlicher Reflex. Überhöhte Geschwindigkeit ist die Ursache, nicht die zugelassene Geschwindigkeit.

    Typische Vorgang in der Pampa Deutschlands: Eine leichte Kurve, durch die man locker mit 100 durchkommt, mit einem 80er-Schild. Ein Unfall, weil so ein Depp bei Regen mit 160 versucht hat durchzukacheln. Was passiert? Kurze Zeit später steht da ein Schild mit 60 und ein zusätzliches mit Gefahrenstelle.

    Das ganze Prinzip jetzt auf Europa-Ebene... super!

  • V
    Verstandesmensch

    Tempo 30? Da würde ich ja einschlafen.

    Aber ein Alkoholverbot am Steuer finde ich gut.

    Es kann ja jeder selbst entscheiden was er trinkt, aber dadurch darf er nicht das Leben anderer gefährden.

    Wehret den Anfängen! deshalb Null Promille am Steuer!

  • M
    M.Wolf

    Zitat:

     

    In der EU sterben jährlich rund 35.000 Menschen im Straßenverkehr. +

     

    Zitat Ende.

     

    Tja...

    Würde man mal den gemeinen Straßenbaum von den Straßenrändern entfernen, die dort so sinnvoll wie ein Krebsgeschwür sind, dann würden deutlich weniger Menschen im Straßenverkehr umkommen! Doch auf die Idee kommt ja keiner, endlich mal die Todesfalle Straßenbaum zu eleminieren!!

     

    Da quasselt man lieber über "Innerorts grundsätzlich 30 statt 50" und ähnlich unnützes dummes Zeug, statt ausnahmsweise mal an DIE TATSÄCHLICHEN Missstände heran zu gehen!

  • TF
    Thomas Fluhr

    Noch ein Punkt mehr, die EU abzuschießen. Wo sind länderspezifische Zahlen? EU-Einheitsmist braucht niemand. Wie verhält sich die Zahl der Unfalltoten zur gefahrenen Kilometergesamtleistung? Es gibt jährlich weniger Tote, aber immer mehr Fahrzeuge (in der EU), dementsprechend mehr Kilometer. Folglich hat die Sicherheit noch mehr zu genommen.

  • SM
    stephan mirwalt

    Der deutsche Spießer braucht ja nicht mit dem Auto zu fahren.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung.