Tempelhofer Feld: MacGyver soll’s wieder richten
Albrecht Broemme, erprobtes Organisations-Multitalent, soll die gesamte Flüchtlingspolitik des Senats steuern.
Albrecht Broemme wirkte auf den ersten Blick gar nicht wie ein agiler MacGyver – der Fernsehheld vergangener Tage, dessen Ideenreichtum sprichwörtlich wurde. Buddhastatuengleich und mit der entsprechenden Ruhe saß Broemme vor den Journalisten, machte kurzzeitig sogar den Eindruck, bei den Ausführungen von Wegner und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) wegzunicken. Doch gerade diese Ruhe hob Wegner als entscheidende Qualität heraus: Broemme habe immer wieder bewiesen, „dass er ein Macher ist“ und Menschen mit seiner ruhigen Art zusammenführe.
Als Broemme selbst sprach, wirkte er wie die Verkörperung des pragmatischen, von Grundoptimismus getragenen Politikansatzes, für den Wegner genauso wie seine Vorgängerin und jetzige Stellvertreterin Franziska Giffey (SPD) steht. Denn Broemme zitierte zuallererst gleich zwei Mottos: „Erfolg haben heißt, Möglichkeiten zu sehen, wo andere nur Probleme sehen.“ Und: „Suche nicht immer nach Hindernissen, vielleicht ist gar keins da.“ Konkretes wusste Broemme an seinem ersten Tag im neuen Amt allerdings noch nicht zu berichten. Er gab sich hoffnungsvoll, überall in der Berliner Verwaltung Hilfe und fähige Leute für seine Arbeit zu finden.
Wegner und Sozialsenatorin Kiziltepe machten erneut klar, dass die auch mit dem Änderungsgesetz zum Tempelhofer Feld – kurz: THF-Gesetz – ermöglichte Unterbringung von noch mehr Flüchtlingen an einer Stelle alles andere als erwünscht ist. „Aber Wünschen hilft mir nicht weiter, wir müssen Politik nach den Realitäten machen“, sagte Wegner. Auch bei der Suche nach den viel zitierten „dezentralen Unterkünften“ setzt der Regierungschef auf Broemme: Der kann nach seinem Dafürhalten gegenüber den Bezirken den richtigen Ton treffen. Die wurden aus Wegners Sicht in der Vergangenheit vom Senat manches Mal vor vollendete Tatsachen gestellt.
Kiziltepe wehrte sich gegen den Vorwurf, eine Änderung des THF-Gesetzes sei gar nicht nötig. Beim Landesparteitag der Linkspartei am Freitag etwa sah deren Landesspitze darin eine Einfallstür für eine Bebauung des Feldes und argumentierte, eine Flüchtlingsunterbringung wäre auch mit einer Duldung möglich. „Dem ist nicht so“, widersprach Kiziltepe, „wir müssen das THF-Gesetz ändern, um Rechtssicherheit zu schaffen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Habeck wirbt um Fachkräfte in Kenia
Gute Jobs, schlechtes Wetter
Gesetzentwurf aus dem Justizministerium
Fußfessel für prügelnde Männer
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style