Tempelhofer Feld: Windjacke mit Hausrecht

Rund zehn Wachmänner und -frauen fahren im Tempelhofer Park Streife. Anstrengend wird es höchstens, wenn es Abend wird.

Im Schritttempo umrundet der rote Renault auf der asphaltierten Trasse das Tempelhofer Feld. Ein Mann und eine Frau in schwarzen Windjacken sitzen in dem Fahrzeug mit der Aufschrift Wisag. Die Firma für "Facility Management" ist in der Flughafenanlage, die seit Samstag täglich für Besucher geöffnet ist, für die Sicherheitsbelange zuständig. Fünf bis sechs Zweierteams würden das Gelände "bestreifen", berichtet Mathias Gille, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Bei 380 Hektar Fläche ist das nicht viel Personal. "Der Park ist 16 Stunden offen. Ob es bei dem Personal bleibt, wenn sich alles eingespielt hat, wird man sehen", sagt Gille. Seine Hoffnung ist, dass die Security gar nicht groß in Erscheinung treten muss, "weil sich alle an die Regeln halten".

"Die Regeln" sind auf Plastikschildern nachzulesen, die neben den Einlasstüren am Zaun hängen. 20 Gegenstände sind als verboten aufgelistet. Es geht mit Waffen aller Art los, gefolgt von Eisen- und Fahnenstangen sowie Transparenten an Stangen. Dann kommen "Schläger jeglicher Art". Auch Gartengeräte sind verboten: Schaufel, Spaten, Hacke, Axt und Rechen. Zu guter Letzt findet sich "pyrotechnisches Material" auf der Liste. Nicht nur Feuerwerkskörper gehören dazu, sondern auch Fackeln und Campingkartuschen. Auf einem "Besucherinformation" überschriebenen Schild erfährt der Parknutzer, was er auf dem Feld alles nicht darf - vorausgesetzt, er arbeitet sich durch das Kleingedruckte: Motorisierte Fahrzeuge sind strikt tabu, Hunde sind anzuleinen, deren Kot ist zu entsorgen. Zelten und Campen ist genauso verboten wie Grillen. Letzteres darf man nur auf eigens dafür ausgewiesenen Flächen tun, Ersteres gar nicht.

Das alles zu überwachen ist Aufgabe der Securtiy. "Wir haben das Hausrecht", bestätigt der Security-Mann im roten Auto. Das Ordnungsamt werde auf dem Tempelhofer Feld nicht tätig. Im Konfiktfall rufe man die Polizei zur Unterstützung.

Am Montagmittag erscheint das wie graue Theorie. Still und friedlich liegt das Feld da. Die Menschen, die auf dem riesigen Gelände zum Teil nur als Punkte auszumachen sind, kann man an wenigen Händen abzählen. Der einzige Konflikt, der sich anbahnt, ist, dass Leute bei Einbruch der Dunkelheit zu bleiben versuchen, weil sie es unsinnig finden, dass die Tore nachts abgeschlossen werden.

Am Abend der Eröffnung wurden rund 200 Menschen von Polizisten umzingelt und zum Ausgang eskortiert. "Gemessen daran, dass 235.000 Parkbesucher friedlich nach Hause gegangen sind, ist das doch ein gutes Verhältnis", findet der Sprecher der Stadtentwicklungssenatorin.

Besucher berichten derweil, dass auch am Sonntag Menschen des Platzes verwiesen wurden. So hätten Wachschutz und Polizei gegen 15 Uhr eine Gruppe von fünf bis sechs Leuten "völlig willkürlich" vor die Wahl gestellt, das Gelände entweder freiwillig zu verlassen oder Hausverbot zu erhalten. Darüber hinaus sei gegen 19 Uhr einer Person, die einen kleinen Tisch mit Broschüren und Flyer betreut hatte, nach einer Diskussion Hausverbot erteilt worden.

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