Telefon von der Telekom: Der Schwiegermutterfilter

Ich musste ein neues Telefon kaufen, weil meine Schwiegermutter uns nicht mehr erreichen konnte. Also ging ich in den Telekomladen. Das war ein Fehler.

Zwei Hände halten ein Telefon und ein Telefonbuch liegt auf einem Tisch.

Sieht (noch) nicht nach Datenautobahn aus: Telefon alter Schule im Jahr 2016 Foto: dpa | Julian Stratenschulte

Das ganze Unheil fängt damit an, dass sich meine Schwiegermutter auf einmal vorwurfsvoll beschwert:

„Kinder, ich erreiche euch telefonisch überhaupt nicht mehr!“

Was sich zuerst wie ein Geschenk des Himmels anhört, entwickelt sich mit der Zeit ­leider zu einem unglaublichen Fluch:

„Osman, unser Telefon ist irgendwie ­kaputt“, meint auch meine Frau Eminanim daraufhin.

„Wieso denn kaputt? Schau doch, ich kann überall anrufen, sogar in die Türkei“, sage ich und rufe meinen Onkel Ömer an, um zu ­demonstrieren, dass mit unserem Telefon alles in bester Ordnung ist.

„Ja, aber mal funktioniert es und mal ­wieder nicht. Das ist doch doof. Zum Beispiel meine Mutter kann uns nicht mehr anrufen“, zischt meine Frau.

„Wieso doof? Gerade das spricht doch für seine überragende Intelligenz! Millionen Ehemänner träumen doch von so einem schlauen Telefon mit eingebautem Schwiegermutterfilter!“

Aber Eminanims Träume und Ehemänner-Träume waren leider noch nie wirklich identisch. Deshalb zwingt sie mich in die Stadt zu laufen, um mich über das Beste, was die Telekom bisher zustande gebracht hat, nämlich Schwiegermutterfilter, zu beschweren.

„Das kann gut sein, wir bauen nämlich gerade alles auf Super-Speed-Mega-10.000-XXL um“, grinst der junge Mann im Telekomladen begeistert.

„Hatten Sie nicht erst vor kurzem auf Speed-eine-Million-Kram umgebaut?“, frage ich leicht verwirrt.

„Freuen Sie sich doch drauf! Bald wird alles superschnell bei Ihnen ankommen“, schwärmt er und sein dicker Pickel auf der Nase glüht vor lauter Begeisterung

„Freuen Sie sich doch drauf! Bald wird alles superschnell bei Ihnen ankommen“, schwärmt er und sein dicker Pickel auf der Nase glüht vor lauter Begeisterung.

„Wer wird superschnell bei mir ankommen? Meine Schwiegermutter? Sie soll nicht kommen, nur ab und zu mal anrufen, das reicht völlig!“

„Mann, ey, die Daten werden dann superschnell zu Ihnen kommen! Über die Autobahn!“

„Waas? Meine Schwiegermutter ist schon auf der Autobahn?“

Datenautobahn! Datenautobahn! Dadurch können Sie alles superschnell runterladen! Und zusätzlich bekommen Sie ein ­megageiles rundum XXL-Super-Speed-10.000-Entertain-Paket!“, sagt er, drückt sich nebenbei einen Pubertätspickel aus, holt aus der Schublade ein Formular heraus und stellt mir völlig begeistert mindestens 30 Fragen, die ich alle kategorisch mit „Nein“ beantworte.

„Nein, ich will diesen Kram nicht! Ich will nur, dass meine Schwiegermutter bei uns ab und zu anrufen kann. Eigentlich will ich das auch nicht, aber meine Frau besteht unbedingt drauf.“

Als ich dann doch ganz schön geschafft endlich zu Hause ankomme, bin ich richtig stolz darüber, endlich auch mal „Nein!“ ­gesagt zu haben.

Aber als ich unser Wohnzimmer betrete, wartet der teure XXL-Super-Speed-10.000 Entertainment-Kram, den ich eben mit Händen und Füßen konsequent abgelehnt hatte, bereits in mehreren Kisten auf mich.

Da sage noch einer, die Telekom würde im Schneckentempo arbeiten.

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