Technologiegespräche in Alpbach: Der Mensch im Mittelpunkt
Künstliche Intelligenz allein reicht nicht aus. Ohne Emotionen und menschliche Intelligenz sind die neuen Entwicklungen nicht nutzbar.
„Wir müssen uns bei der Gestaltung von Technologien viel aktiver als bisher mit den menschlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen“, betont Manfred Tscheligi, Professor für Human-Computer Interaction an der Universität Salzburg, der als Pionier der „User Experience“-Forschung in Österreich gilt. Etwa beim Aspekt der Diversität, die für ihn momentan zu sehr nur als Gender-Thema behandelt wird. „Das ist aber zu wenig“, schreibt Tscheligi im Jahrbuch des Austrian Institute of Technology (AIT).
„Es geht nicht nur darum, ob jemand männlich oder weiblich ist, sondern beispielsweise ob es sich um jüngere oder ältere Frauen handelt, die bestimmte soziale Hintergründe haben, oder um kulturelle Aspekte, wo jemand aufgewachsen ist.“ Diese breitere Sichtweise von Diversität müsse „für die Gesamtqualität einer zukünftigen digitalen Lösung“ berücksichtigt werden, etwa für Systeme, die KI-basierte Interaktionen vornehmen, fordert er.
Ganz aktuell gilt das für den Bereich der Arbeit, der sich in der Coronapandemie durch den Rückzug ins Homeoffice massiv verändert hat. „Es geht in nächster Zeit sehr stark um Hybridität, also um das Zusammenwirken zwischen Virtualität und Realität“, erklärt Tscheligi. Das „Entweder-oder“ – entweder im Büro oder zu Hause – wird aber von den technischen Umgebungen nicht ausreichend unterstützt: „Die Menschen sind immer mehr online, aber sie wollen trotzdem den sozialen Aspekt nicht verlieren.“
Die Frage sei, wie die „spaces“, die Räume der Menschen zukünftig aussehen und ein Zusammenwirken zwischen Virtualität und Realität erlauben. „Dabei geht es nicht nur um Videokonferenzen, sondern grundsätzlich um das gemeinsame Tun, das gemeinsame Kreieren von Lösungen“, so der Salzburger Forscher.
Weitere Themen der Alpbacher Konferenz, einem Expertenaustausch, der in der europäischen Technologieszene eine hohen Rang besitzt, sind unter anderem am Freitag Quantentechnologie oder die „Industrie 5.0“, mit der das deutsche Konzept der „Fabrik 4.0“ weiterentwickelt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld