piwik no script img

Taxonomieregeln der EUNeue Airbusse, grüngewaschen

Da die Regeln der EU-Investorenregeln so lax sind, gelten 7.000 Flugzeuge von Airbus als „nachhaltig“. Experten sprechen von „reinem Greenwashing“.

Ein Lufthansa-Airbus landet auf dem Flughafen Frankfurt/Main Foto: Arne Dedert/dpa

Berlin taz | Die Luftfahrtbranche boomt nach Jahren der Coronaflaute wieder: Nach „nur“ 660 Flugzeugen im vergangenen will der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus in diesem Jahr trotz Lieferkettenproblemen 720 Airbusse ausliefern. Die Taxonomieregeln der EU-Kommission werden wohl dabei helfen, das Gros der Flieger als „nachhaltig“ abzustempeln.

Laut einer Untersuchung der Brüsseler NGO Transport & Environment (T&E) könnten so künftig 7.000 Airbus-Flugzeuge „grün“gewaschen werden, 90 Prozent der derzeit vorliegenden Flugzeugbestellungen von Airbus. Der Grund: Nach der Taxonomie-Definition müssen sie nur effizienter sein als Flugzeuge älterer Generationen und diese außerdem ersetzen. „Das ist ein Akt reinen Greenwashings“, sagt T&E-Expertin Jo Dardenne.

Eigentlich soll die Taxonomie Investoren dabei helfen zu erkennen, ob Güter als „öko“ einzustufen sind. Der Streit darüber, dass Atomkraft und Gas als nachhaltig klassifiziert werden, hatte im vergangenen Jahr für Wirbel gesorgt. Im Sommer segnete auch das Europäische Parlament den Vorschlag der Kommission aber ab.

„Es überrascht nicht, dass Airbus unermüdlich Lobbyarbeit betreibt, um sicherzustellen, dass die Luftfahrt in der Taxonomie bleibt“, so Dardenne. Auch moderne Flugzeuge sparten nur 15 bis 20 Prozent die Treibhausgasemissionen gegenüber ihren Vorgängermodellen ein.

3 Prozent der CO2-Emissionen weltweit

Wegen des zunehmenden Flugverkehrs seien die CO2-Emissionen des Sektors in den vergangenen Jahrzehnten exponentiell gestiegen, zwischen 1990 und 2017 um 129 Prozent. Dabei seien die Flugzeuge im selben Zeitraum um fast ein Fünftel sparsamer geworden, so T&E.

Die Luftfahrt stößt etwa 3 Prozent der CO2-Emissionen weltweit aus, die Auswirkungen auf das Klima sind jedoch schwerwiegender. Die von den Flugzeugen emittierten Rußpartikel führen zur Bildung von Eiskristallen und bilden Kondensstreifen, die die Klimawirkung des Fliegens enorm verstärken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Die Luftfahrt wird weiter wachsen, das ist Fakt. China baut um die 100 neue Flughäfen und Indien will gleich 500 neue Flugzeuge bestellen. Jammern hilft nicht, sondern vielmehr der Blick auf technische Lösungen wie E Fuels, die auch in Flugzeugen verwendet werden können.

  • Wenn schon , dann ist die Mehrzahl Airbuses.



    Ist schließlich good old english, not denglisch:)

  • *WACHSTUM!1!!*

    Ihr seid alle einfach nur krank.

  • Es ist lächerlich, dass Airbus und die EU-Kommission glauben, dass sie den Großteil der Flugzeuge als "nachhaltig" deklarieren können, indem sie nur ältere Modelle ersetzen und etwas effizienter werden. Das ist nichts als Greenwashing. Die Luftfahrtindustrie ist für 3% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich und die Auswirkungen auf das Klima sind viel schwerwiegender als nur diese Zahl...