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Tauziehen um BettenhausRetten oder Abreißen?

Die Stadtteil-Genossenschaft im Hulsberg-Viertel will aus dem Bettenhaus des Klinikums Mitte bezahlbaren Wohnraum machen. Die Stadt ist für Abriss.

Im Bettenhaus des Klinikums Mitte könnten 90 Wohnungen entstehen Foto: Peter Bargfrede/Hulsberg eG

BREMEN taz | Wohnen, wo andere flachliegen – das ist der Traum von rund 100 Mitgliedern der Stadtteil-Genossenschaft Hulsberg eG. Sie will, dass das zentrale Bettenhaus des Klinikum Mitte in Wohnraum umgewandelt wird. Etwa 90 Wohneinheiten, so rechnen die Mitglieder, könnten dort entstehen. Sie wollen „bezahlbaren Wohnraum gerade auch für Gering- und Normalverdiener in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt schaffen.“

Möglich wäre das, weil die Klinik Platz macht für den Stadtteil um sie herum: Von den derzeit noch 19 Hektar, auf die sich das Klinikgelände erstreckt, werden bald nur noch rund sechs Hektar gebraucht. Ein Neubau vereint künftig fast alle Abteilungen, die derzeit über das gesamte Gelände verstreut liegen.

Einige Gebäude wie etwa die Augenklinik stehen unter Denkmalschutz und sollen eine Umnutzung erfahren. Andere, wie auch das neunstöckige Bettenhaus, sollen abgerissen werden – jedenfalls, wenn es nach der Grundstücksentwicklungsgesellschaft GEG geht, die für die Vermarktung und den Verkauf der frei werdenden Klinikareale von der Stadt gegründet wurde. Sie will mit Investoren auf dem freiwerdenden Areal ein Parkhaus sowie ein neues Wohngebäude mit 120 Wohneinheiten bauen.

Grundsätzlich keine schlechte Idee, die Parksituation am Zentralklinikum ist bereits jetzt katastrophal und wird vermutlich nicht besser, wenn der Rest des Quartiers erst einmal mit Wohnungen bebaut ist. Andererseits: Bremen braucht Wohnraum, und zwar nicht nur im Premium-Segment. Und gut angebundene innerstädtische Flächen wie das Hulsberg-Quartier sind Filetstücke, die es nicht oft gibt.

Der vorliegende Bebauungsplan, der allerdings noch durch die Baudeputation und die Bürgerschaft muss, schließt bislang keine der beiden Möglichkeiten aus: Das Bettenhaus könnte ebenso bestehen bleiben wie abgerissen werden.

Gutachten anvisiert

Ein Umbau des Bettenhauses sei günstiger als ein Neubau, argumentiert die Stadtteil-Genossenschaft. Ein gerade gestartetes Crowdfunding soll die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie sichern, 6.000 bis 15.000 Euro werden benötigt, um ein aussagekräftiges Gutachten zur Umsetzung ihrer Pläne zu erstellen. „Wir wollen ein dauerhaftes Wohnrecht schaffen und die Spekulation mit Grund und Boden verhindern“, heißt es zur Erklärung des Crowdfunding-Projekts.

Für Aufregung nicht nur bei der Genossenschaft, sondern auch der GEG sorgte im Dezember allerdings die Ankündigung der Gesundheit Nord (Geno), das Bettenhaus noch drei weitere Jahre nutzen zu wollen. Grund dafür sind mehrere Pannen beim Neubau, unter anderem ein Wassereinbruch nach einem Starkregen und fehlerhaft eingebautes Material, das zu Problemen bei den Lüftungskanälen führte. Auch die Kosten für den Neubau steigen dadurch massiv. Aus den ursprünglich veranschlagten 230 Millionen Euro sind nach jetzigem Stand gut 350 Millionen Euro geworden.

Die Verzögerungen wirken sich auch auf die Nutzung des Bettenhauses aus. Geno-Sprecherin Karen Matiszick sagt: „Wir werden den Neubau nicht schrittweise über einen langen Zeitraum beziehen, sondern die Umzüge der unterschiedlichen Abteilungen des Krankenhauses möglichst dicht hintereinander folgen lassen.“ Das führe dazu, dass die über das Gelände verteilten Notfallambulanzen einschließlich der zentralen Notaufnahme schneller als ursprünglich geplant zusammen gezogen werden. Dafür brauchen wir entsprechend Platz.“

Umzug im Jahr 2019

Die Planungen sehen jetzt so aus: Anfang 2019 sollen die einzelnen Fachbereiche in den Neubau umziehen, die zentrale Notaufnahme wird Ende 2019 mit allen anderen Notfallambulanzen vorübergehend in das Bettenhaus ziehen. „Ab 2021 zieht die Notaufnahme dann an ihren endgültigen Platz im Neubau und das Bettenhaus wird frei. Damit wird das Bettenhaus in der Tat später als ursprünglich geplant von uns geräumt“, sagt Matiszick.

Was für die Genossenschaft und ihre Pläne einen herben Rückschlag bedeutet, gilt ebenso für die Vermarktungsgesellschaft: „Die Folgen für das gesamte Vorhaben sind bedeutsam und noch nicht in Gänze abschätzbar“, sagt deren Geschäftsführer Florian Kommer.

Fest steht aber, dass die GEG für die Zeit nach dem Freiwerden des Bettenhauses trotz der Verzögerungen ihre Variante favorisiert: Sie möchte weiterhin die Häuser der Chirurgie, der Radiologie und eben das Bettenhaus abreißen, „damit ein Parkhaus am Klinikum Bremen-Mitte und, südlich daran angrenzend, ein Wohnhaus mit ca. 120 Wohneinheiten im geförderten Wohnungsbau entstehen können.“ Dies entspreche auch dem städtebaulichen Entwurf in der Fassung von 2013.

Die Genossenschaft indessen gibt sich noch lange nicht geschlagen: „Projekte, die etwas anderes wollen als Kapital und Geld, haben es immer schwer“, sagt Margot Müller von der Stadtteilgenossenschaft. „Uns geht es um bezahlbaren Wohnraum.“ Bei solchen Projekten gebe es „immer harte Auseinandersetzungen – und zwar bis zu dem Tag, an dem das Projekt wirklich steht“.

Man habe außerdem schon sehr viel erreicht: Zunächst habe es geheißen, das Bettenhaus werde in jedem Fall abgerissen. Dass dessen Zukunft immer noch offen sei und die Möglichkeit, es in Wohnungen umzuwandeln im Bebauungsplan nicht ausgeschlossen sei, sei schon jetzt ein Erfolg.

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