„Tatort“ aus München: Zebras im Zwielicht
Das Grauen vor der Vergangenheit bleibt – diffus im Hintergrund. Diesen München-„Tatort“ von 2015 kann man durchaus zum zweiten Mal gucken.
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Schön sieht das aus, wie die Zebraherde sich da im Zwielicht des nächtlichen Zoos bewegt. Schön – und unheimlich: Irgendetwas hat sie aufgeschreckt, aber was? Die Tiere traben, die Ohren gespitzt, man ahnt, genau wie sie: Da ist was in der Dunkelheit. Doch das Einzige, was der Zuschauer hört, ist eine Kinderstimme, die leise eine kleine Melodie summt.
Diesen München-„Tatort“ von 2015 kann man durchaus zum zweiten Mal gucken, nicht nur wegen der Zebraszene, die einen beinahe daran zweifeln lässt, ob man Tierdokus nicht doch immer zu Unrecht unterschätzt hat. Wir sind noch immer mitten in der Krimi-Sommerpause und müssen uns daher mit aufgewärmter Konservenkost begnügen.
Was ist also in der Filmbüchse drin? Eine Frau liegt erschossen in einem Hausflur, daneben ihr verletzter Lebensgefährte. Der kleine Sohn der beiden ist verschwunden, taucht aber kurze Zeit später traumatisiert in einem Krankenhaus auf.
Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) bekommen schnell heraus, dass der Verletzte vor Jahren bei einem Suizidversuch seine damalige Frau und seinen Sohn erschossen hat. Nur seine Tochter (Anna Drexler) ließ er am Leben. Die arbeitet, Tiere sind ihr seitdem näher als Menschen, im Münchner Zoo. Tabletten braucht sie trotzdem, um die Vergangenheit auf Distanz zu halten.
München-„Tatort“: „Einmal wirklich sterben“; So., 20.15 Uhr, ARD
Und doch: Das Grauen vor der Vergangenheit bleibt ihr erhalten, diffus, im Hintergrund, wie ein Raubtier – man weiß nie, wann es zuschlägt. Wobei wir wieder bei der Zebraszene wären, die mit ihrer beunruhigenden Ästhetik vielleicht ein vages Gefühl vermittelt, wie sich das anfühlen könnte.
„Einmal wirklich sterben“ von 2015 war der zweite „Tatort“ des schweizerischen Regisseurs Markus Imboden – seitdem dreht er jedes Jahr zwei.
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