„Tatort“ aus Hamburg: Nick Tschiller auf Schurkenjagd
Eine Actionreise über Istanbul nach Moskau. Wenn es ganz viel Knall, Bumm, Peng gibt, ist wohl Til Schweigers neuer Tatort da.
Eigentlich könnte man es dabei belassen, den Sendetermin zu nennen: Sonntagabend, 8. Juli. Mitten in der traditionellen Tatort-Sommerpause. Dann, wenn eigentlich nur C-Movies mit drittklassigen Schauspielern aus dem Schrank geholt werden. Weil eh alle im Freibad, im Urlaub oder im WM-Tran sind.
Insofern passt es, dass die ARD den Til-Schweiger-Tatort „Off Duty“ genau jetzt erstmals sendet. Die Älteren erinnern sich: Das ist der, der mit PR-Halligalli vor über zwei Jahren zuerst im Kino lief. Und mit viel Knallbummpeng, womit die Story hinreichend zusammengefasst wäre.
Und klar, Schweiger, der auch als Kommissar Nick Tschiller immer nur Til Schweiger bleibt, findet das nicht so doll: „Ich fühle mich total im Regen stehen gelassen“, sagte er in einem Interview, mit einer Metapher, die nicht ganz zum Thema, also der Jahreszeit, passt. „Den Tatort im Hochsommer zwischen der Fußball-WM, wo normal kein Tatort läuft, zu versenden, das ist bitter.“
Sein Tschiller ist seit 2013 im NDR-Amt, den letzten Auftritt hatte er vor zweieinhalb Jahren. Wer sich sagt, o. k., auch nicht öder als das Gähn-Gekicke von England gegen Mexiko, bitte, gerne, Inhalt: Der Kommissar ist beurlaubt, wegen des Falls davor, als seine Frau samt Tochter entführt wurden, Erstere hat’s nicht überlebt, Letztere will nun die Mutter rächen. Und haut ab, nach Istanbul.
Tschiller hinterher, dann zack nach Moskau, wohin sie von den Bösewichten verschleppt wurde, seinen Partner Yalcin Gümer (Fahri Yardım) im Schlepp. In der Türkei: nur Schurken. In Russland: nur Schurken. Die Männer sind hart, bewaffnet, in und auf schnellen Maschinen. Die Frauen: leicht bekleidet, für Geld zu haben, waidwunde Opfer. Oder Schweigers Tochter, die auch im Film seine Tochter, nun ja, „spielt“.
Hamburg-Tatort: „Off Duty“, Sonntag, den 8. 7. 2018, 20.15 Uhr, ARD
Reguläre Tatort-Aspekte? Ha! Mord aufzuklären? Haha! Und Hamburg? Pfff. Aber das war ja auch nie das Ansinnen des Tschiller-Trios Schweiger, Regisseur Christian Alvart und Drehbuchautor Christoph Darnstädt. Schweiger ist sowas wie der Seehofer der Filmbranche. Das große Ganze ist wurscht, es geht nur ums eigene Ego.
Vielleicht bietet ja die nächste Tschiller-Folge eine Lösung: Tschiller tritt seinen Dienst wieder an, weil: einer muss es ja machen. Und wird dann von der Chefin gefeuert wegen Rüpelverhaltens. Übrig bliebe der, den man gerne für ein ganzes Tatort-Jahrzehnt verpflichten würde: der wunderbare Fahri Yardım als Co-Kommissar. Und ja, gut, o. k.: Den zu besetzen, Herr Schweiger, war erste Sahne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene