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„Tatort“ aus BremenFemme fatale auf Inlineskates

Die Kommissare finden erst einen Daumen und dann die dazugehörende Leiche. Der Tatort ist spannend, hat aber immer wieder richtig nervige Momente.

Warum musste Ole Bergener sterben? Victoria Fleer spielt Judith Bergener (v.) Foto: Radio Bremen/Michael Ihle

Es gibt diese „Tatorte“, die lassen einen ratlos zurück. So wie dieser Bremer Fall, der irgendwie ja ganz spannend und gut gefilmt und mit interessanter Musik untermalt ist, aber immer wieder Momente hat, die einen so aufregen, so nerven, dass man mit der Fernbedienung auf den Fernseher einprügeln möchte.

Doch erst mal zu dem Mord, den Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) aufzuklären haben: Auf einem Parkplatz wird ein Auto gefunden, so ein SUV-Pseudogeländewagen. Auf der Rückbank ist viel Blut und ein abgetrennter Daumen. Acht Monate stand das Auto wohl schon da. Bald darauf wird eine Metallkiste aus dem Wasser am U-Boot-Bunker gezogen. Darin eine Leiche, das passende Puzzleteil zum Finger.

Warum musste Ole Bergener sterben? Die Suche nach der Antwort darauf kreist die ganze Zeit um Maria Voss (Nadeshda Brennicke), die ehemalige Kollegin Bergeners.

Voss ist eine Femme fatale: stets im roten Mantel gekleidet, mit Medikamentenproblemen (oder mit Problemen, wenn sie keine Medikamente nimmt), spricht kein Wort, sondern haucht nur, wickelt Männer um den Finger, ist ständig auf Inlineskates unterwegs (klingt komisch, ist aber so) und hat einen Sound, den sie immer macht, wenn sie auftritt, wie das Zischen einer Schlange das die drohende Gefahr ankündigt. Voss’ Sound geht ungefähr so: „tschick-tschick-tschick-aaaaah.“ Gehaucht natürlich.

Aus „Warum musste Ole Bergener sterben?“ wird immer mehr: „Was stimmt mit dieser Frau nicht?“

Mysteriöse Stetements

Der Tatort

Bremen-Tatort „Zurück ins Licht“; So., 20.15 Uhr, ARD

Leider – und das ist einer dieser Aufregermomente – müssen in Krimis derart luzide Personen auch immer ganz mysteriöse Statements abgeben. Ein typischer Dialog läuft dann so:

Kommissarin: „Ole Bergener und Sie?“

Voss: „Sie meinen, ob wir miteinander geschlafen haben?“

Kommissarin: „Zum Beispiel.“

Voss: „Ich brauch ein starkes Gegenüber. Guten Tag.“

Ooooh, mysteriös. Nur: Wer hat im Leben schon einmal solch einen Dialog erlebt? Warum fragen Lürsen und Stedefreund nicht nach? Ein einfaches „Hä?!?“ hätte doch gereicht.

Und wo wir gerade bei Aufregern und unglaubwürdigen Dialogen sind: Den größten Raum neben der Femme fatale Voss nimmt die Beziehung von Stedefreund und der BKA-Ermittlerin Linda Selb (Luise Wolfram) ein. Auch deren massive Schlagfertigkeit ist so überzogen, dass man dem Paar alles Schlechte wünscht. Lieber keine Liebesgeschichte im „Tatort“ als diese.

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2 Kommentare

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  • genau das, was der Artikel kritisiert, hat mich veranlasst, nach 10 Minuten auszuschalten (die nervige Nadeschda und das sich abzeichnende dämliche LKA-Beziehungsdrama).

    Offenbar war es richtig, es wurde wohl nicht besser.

  • Jop, war scheiße...