Tarifkonflikt an Hochschulen in Berlin: Studierende als Beschäftigte 2. Klasse
Nach 17 Jahren ohne Lohnerhöhung: Am Donnerstag verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaften erneut über eine Anpassung.
Interessant wird aber, ob die Bereitschaft signalisiert wird, über die Kopplung der Lohnentwicklung an den Tarifvertrag der Länder zu verhandeln. Nach 17 Jahren mit unverändert niedrigen Löhnen würde diese Dynamisierung die offensichtlich benachteiligende Sonderstellung der studentischen Beschäftigten im Hochschulbetrieb beenden.
Begründet werden die Forderungen der Beschäftigten jedoch nicht nur mit dem ungewöhnlich langen Zeitraum seit der letzten Anpassung. Vor allem die Tatsache, dass in den Mittelzuweisungen des Landes an die Hochschulen seit mindestens 2010 jährliche Steigerungen der Löhne für die Beschäftigten eingerechnet sind, stößt der Tarifkommission auf.
Dennoch erklärt Matthias Jähne von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zum Stand der Verhandlungen: „Wir haben schon die Hoffnung, dass wir zu einer Einigung kommen, auch wenn am Donnerstag nicht unbedingt mit einem Abschluss zu rechnen ist. Dafür sind zu viele Details zu klären.“, und ergänzt: „Es wird jedoch nur zu Fortschritten kommen, wenn sich die Arbeitgeberseite noch deutlich bewegt.“. Kommen KAV und Tarifkommission am Donnerstag zu keiner Einigung oder zumindest deutlichen Verhandlungsfortschritten, ist im Sommersemester mit weiteren Arbeitskämpfen an den Berliner Hochschulen zu rechnen.
Jähne sieht für den Fall eines erneuten Scheiterns der Verhandlungen eine große Bereitschaft zum Arbeitskampf bei den Beschäftigten und führt aus: „Es wäre mit weiteren Streiks zu rechnen – und das ausgedehnter als bisher.“
Seit gut einem Jahr dauert der aktuelle Tarifkonflikt bereits an. Zuletzt scheiterte im Dezember die Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften im Dezember . Seit dem Jahreswechsel gibt es keinen gültigen Tarifvertrag für die studentischen Beschäftigten mehr. Daraufhin kam es im Januar und Februar zu ersten Warnstreiks. Der KAV war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Selenskyj bringt Nato-Schutz für Teil der Ukraine ins Gespräch
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo