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SPRINGER UND KIRCH MÜSSEN MEDIENAUFSICHT NICHT FÜRCHTENTante Friede hilft Onkel Leo

Nun ist sie also offiziell, die glückliche Famile aus Springer und Kirch. Gut, so glücklich für Springer mag die Geschichte nicht ausgehen. Sich aber vom Baby Sat.1, das man seit der Geburt 1984 für teures Geld hochgepäppelt hat, jetzt einfach barsch zu trennen, wie Tante Friede dies wohl wollte, wäre auch gemein gewesen. So hat Onkel Leo ein Problem weniger und vor allem den alten Zahlmeister weiterhin mit im Boot.

Kartellwächter und Medienaufsicht werden den neuen Verbund aus Sat.1, Pro Sieben, Kabel 1 und dem Nachrichtenkanal N 24 akribisch prüfen – um ihn dann leichten Herzens durchzuwinken. Denn das alte Kontrollsystem mit seinen konfusen Zuständigkeiten für einzelne Sender in einzelnen Bundesländern und übergreifenden Gremien wie KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Anstalten) und KEK (Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich) funktioniert zu langsam und wird von Partikularinteressen beherrscht. Auch Medienpolitik wird von den dafür zuständigen 16 Landesregierungen mittlerweile durchweg als Standortpolitik – lies: Wirtschaftsförderung betrieben. Zu viel Beschränkung stört da nur.

Überhaupt: Wenn internationale Riesen bisher ungekannten Ausmaßes entstehen, Vivendi-Seagram oder auch AOL-Time-Warner-EMI, wird man doch auch in Deutschland mal dürfen. Zumal es eine internationale Medienaufsicht ohnehin nicht gibt.

Hier gilt auch Fernsehen kaum mehr als publizistisches Gut von besonderem Rang, sondern als TV-Ware. Dass hier einmal der Grundsatz galt, möglichst vielen Anbietern auf dem engen Markt eine Chance zu geben und so die hehre Programmvielfalt zu sichern, stört längst keinen mehr. Denn anders als erhofft, verdient man in Deutschland mit Privatfernsehen nicht automatisch Geld – und so ging der pluralistische Anspruch spätestens mit der Genehmigung des Kirchschen Pay-TV-Monopols flöten. Und jetzt ist’s ja nicht mal eine Fusion, nur die Kräfteverteilung verschiebt sich dezent von Hamburg (Springer) nach München (Kirch), und Berlin steht da, wo es in Mediendingen am liebsten steht: im Abseits. STEFFEN GRIMBERG

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