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Tanja Tricarico über den Stellenabbau bei KaufhofKeine Chance gegen Online

Kaufhof läutet die nächsten Schritte gen Untergang der Warenhaus-Ära ein. Wieder müssen Beschäftigte gehen, dieses Mal trifft es die Kölner Zentrale des Konzerns.

Dass zukünftig weitere MitarbeiterInnen ihren Job verlieren werden, deutet die Chefetage bereits vorsichtig an. Der Grund für den Kahlschlag ist selbstgemacht, einerseits. Interne Machtkämpfe zählen dazu, ein Gerangel um Posten, um die strategische Ausrichtung des Warenhauskonzerns. Andererseits steht der erneute Stellenabbau stellvertretend für ein Phänomen, gegen das nahezu alle stationären Geschäfte kämpfen.

Statt durchs muffige Kaufhaus zu schlendern, verzweifelt auf eine Beratung zu warten oder ewig lang an der Kasse auszuharren, kauft die Kundschaft lieber online ein. Ohne Gedrängel, ohne genervtes Personal. Ganz zu schweigen vom eingesparten Geld. Amazon, Zalando oder Ebay haben die traditionsreichen Warenhäuser längst abgelöst. Der Einzelhandel weiß seit Langem Bescheid, doch an Lösungen und Alternativen wird nicht gearbeitet.

So lehnte Kaufhof jüngst ein lukratives Angebot des Karstadt-Eigners ab. Dabei hätte eine solche Fusion eine echte Alternative sein können. Ein Warenhaus, das Produkte zu fairen Preisen anbietet, die Mitarbeiter gut behandelt, die Kundschaft hervorragend berät und nebenbei noch Steuern in Deutschland zahlt und Sozialabgaben für die Beschäftigten leistet. Denn das alles wollen die Internetkonzerne meist nicht. Zumindest zeigen das ihre Geschäftsmodelle. Regelmäßig schreien die Gewerkschaften auf und fordern ein Einschreiten der Politik, wenn es um Dumpinglöhne geht oder um Steuerschlupflöcher, die die Konzerne geschickt nutzen.

Die Warenhäuser – allen voran Kaufhof – verpassen ihre Chance, den Onlinehandel in die Schranken zu weisen. Stattdessen verheddern sie sich in konzerninternen Querelen, im Klein-Klein der eigenen Häuser. Die verzweifelten Versuche, eigene Konzepte zu entwickeln, scheitern oder kommen zu spät. Die Zeit der Warenhäuser à la Kaufhof und Karstadt ist vorbei.

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