Tamil-Tigerrebellen Sri Lankas: Politischer LTTE-Führer getötet
Erneuter Rückschlag für die Tamil-Tigerrebellen: Der Führer der für die Unabhängigkeit kämpfenden LTTE ist von der Armee getötet worden.
Suppiah Paramu Tamilselvan, der Anführer des politischen Flügels der srilankischen Rebellenorganisation Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), ist am Freitag bei einen Angriff der Armee getötet worden. Der 41-Jährige befand sich in einer Besprechung mit fünf Offizieren, als die Luftwaffe das Gebäude südlich der LTTE-Hochburg Kilinochchi gezielt bombardierte. Zugleich wurde eine Basis der Black Tigers, der gefürchteten Selbstmordattentäter, zerbombt.
Die Regierung feiert Tamilselvans Tod als geheimdienstlichen Erfolg. Im Umfeld der LTTE fragt man sich, wie Informationen aus dem Führungszirkel an die Armee gelangt sind. Laut unbestätigten Gerüchten soll Tamilselvan zuvor entmachtet und unter Hausarrest gestellt worden sein. Verteidigungsminister Gotabaya Rajapaksa, der Bruder des Präsidenten, warnte laut Reuters: "Wir wissen, wo die Führer stecken. Wenn wir wollen, erledigen wir einen nach dem anderen."
Tamilselvan war das freundliche Gesicht der brutalen LTTE, die für die Unabhängigkeit des tamilisch bewohnten Territoriums im Norden und Osten Sri Lankas kämpft. Bevor er posthum zum Brigadegeneral befördert wurde, hielt er den militärischen Rang eines Oberst. Sieben Jahre kämpfe er bewaffnet. Wegen einer Beinverletzung, die ihn am Stock gehen ließ, wechselte er in die politisch-diplomatische Abteilung. 2006 leitete er bei zwei erfolglosen Dialogversuchen mit der Regierung in Genf und Oslo die Rebellendelegation. Gegenüber Sri Lankas Presse trat er als Sprachrohr der LTTE auf. Da er kaum Englisch sprach, begleitete ihn im Ausland stets sein Dolmetscher George.
Seit dem Waffenstillstandsabkommen vom Februar 2002 verwaltet die LTTE ein quasi autonomes Gebiet im Norden mit der Hauptstadt Kilinochchi. Die LTTE wird von den USA und der EU als Terrororganisation geächtet.
Mit der Wahl von Präsident Mahinda Rajapakse vor zwei Jahren brach der fragile Waffenstillstand de facto zusammen. In Gefechten, Hinterhalten und Luftangriffen wurden seither rund 5.000 Menschen getötet. Zehntausende Zivilisten mussten fliehen. Im Laufe dieses Jahres gelang es der Armee, die LTTE aus ihren Stellungen entlang der ethnisch gemischten Ostküste zu vertreiben. Zuletzt drang die Armee immer wieder in das selbstverwaltete LTTE-Gebiet der Provinz Vanni ein.
Auch die Befreiungstiger rüsteten auf. Mitte Oktober griffen sie mit Kleinflugzeugen die Luftwaffenbasis bei der alten Königsstadt Anuradhapura an. 14 Soldaten sollen dabei getötet und acht Flugzeuge zerstört worden sein. In der Hauptstadt Colombo rechnet man nach dem Tod Tamilselvans mit Vergeltungsschlägen. Er war zwar der sichtbare Kopf der LTTE, die Entscheidungen aber trifft Velupillai Prabakharan, der militärische Anführer, der nur selten öffentlich auftritt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken