Talkshow-Spektakel: Kerner wirft Eva Herman raus
Kerner lädt Eva Herman in seine Sendung - und wirft sie wieder raus, als sie nicht die gewünschten Antworten gibt.
HAMBURG/BERLIN dpa/taz Johannes B. Kerner hat am Dienstag während der Aufzeichnung seiner ZDF-Talkshow Eva Herman aus seiner Gesprächsrunde herausgeworfen. Zuvor hatte Kerner rund 50 Minuten lang die 48-Jährige immer wieder gefragt, ob sie ihre in die Kritik geratenen Äußerungen zu den familiären Werten im Nationalsozialismus heute so wiederholen würde. Eva Herman wich dieser Frage mehrfach aus.
Auf die Frage, welche Fehler sie gemacht habe, erklärte sie, sie müsse lernen, dass "man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen" könne, "ohne in Gefahr zu geraten". Kurz darauf und nach einem Ausbruch von Senta Berger, die erklärte, jetzt gehen zu wollen, sagte Kerner: "Ich entscheide mich für die anderen drei Gäste und verabschiede mich von Eva Herman."
Die drei weiteren Gesprächspartner, Schauspielerin Senta Berger, Ex-Talkmasterin Margarethe Schreinemakers und der Komiker Mario Barth, hatten zuvor Unmut über den Verlauf des Gesprächs zwischen Kerner und Herman geäußert. Es sei müßig über ein Buch zu reden, das die anderen Gesprächspartner nicht gelesen hätten, sagte Berger.
"Ich wollte wissen, was Eva Herman wirklich denkt", rechtfertigte sich Kerner nach der Aufzeichnung der Sendung gegenüber Bild. "Als ich gemerkt habe, dass sie ihre missverständlichen Äußerungen nicht aufklären kann, habe ich sie freundlich verabschiedet." So kann man es natürlich auch sagen.
Fraglich bleibt aber, wieso man einen Gast aus der Sendung wirft, nur weil er die Fragen nicht so beantwortet, wie der Talkmaster sich das wünscht? Das ist schließlich Talkshowstandard. Und warum entließ Kerner sie erst nach geschlagenen 53 Minuten? Nur weil Senta Berger keine Lust mehr hatte, mit Herman zu diskutieren? Weil Berger keine guten Argumente einfielen, ihre - eigentlich aufgeklärtere - Meinung gegenüber Eva Herman zu vertreten?
Es war jedenfalls nicht so, dass Eva Herman neue ungeheuerliche Aussagen getätigt hätte - wenn sie auch keinen Anlass gab, zu glauben, die umstrittenen Äußerungen wären ihr nur herausgerutscht. Trotzdem folgte sie der Aufforderung Kerners, die Runde zu verlassen, professionell und ohne Murren. Im Gegenteil, sie bedankte sich zum Abschied. Die Sendung wurde danach langweilig. Die Aufzeichnung auf der Homepage des ZDF hört bezeichnenderweise nach Hermans Abgang auf (siehe externe Links oben in der rechten Spalte).
Und es drängt sich die Frage auf, ob Kerner Frau Herman nicht von Anfang an herauswerfen wollte. Weil es doch so schön politisch korrekt ist. Und hinterher darüber so schön in der Bildzeitung geschrieben wird.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete unterdessen, dass Herman Klage beim Amtsgericht Hamburg gegen ihre Kündigung durch den Norddeutschen Rundfunk (NDR) eingereicht haben soll. Der Sender hatte die Zusammenarbeit mit der Moderatorin nach ihren missverständlichen Äußerungen beendet. Bis dahin hatte sie dort unter anderem die Talkshow "Herman und Tietjen" moderiert. "Wir sehen Frau Hermans Klage auf Fortbestand des Beschäftigungsverhältnisses sehr gelassen entgegen", hieß es der Zeitung zufolge beim NDR.
Herman hatte Anfang September bei der Vorstellung ihres Buches "Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie retten müssen" über familiäre Werte und Nationalsozialismus gesprochen. Familiäre Grundwerte seien in der Nazizeit "instrumentalisiert und für verwerfliche politische und gesellschaftliche Zwecke missbraucht worden". Der Entnazifizierung durch die 68er als Folgereaktion sei auch die Wertschätzung für die Familie weitgehend zum Opfer gefallen.
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