Taifun in Asien: Vietnam versinkt in den Fluten
Die Taifunsaison in Asien wird vom Klimawandel verschärft. Doch es gibt auch viele lokale Ursachen. In Vietnam sind es abgeholzte Wälder.

Taifun „Molave“ ist bereits der fünfte Herbststurm in diesem Jahr – und der stärkste seit zwanzig Jahren. Die Wirkungen sind verheerend: Mindestens 146 Menschen kamen seit Anfang Oktober ums Leben, viele weitere werden vermisst. Menschen verloren ihre gesamte Habe, ihre Häuser wurden von den Fluten fortgespült, Straßen, Fischfarmen, landwirtschaftliche Nutzflächen und Versorgungsleitungen gleich mit. Ministerpräsident Nguyen Xuan Phuc hat die Evakuierung von bis zu 1,3 Millionen Menschen angeordnet.
Zentralvietnam ist stark vom Klimawandel betroffen. Im Norden, wo vor zwanzig Jahren noch Reis angebaut wurde, ist das Land heute so versalzen, dass nur noch Gras und Erdnüsse wachsen. Die Armut führt zu einem Exodus der jungen Generation. Das südliche Zentralvietnam hingegen ist touristisch geprägt.
Das Meer hat aber in den vergangenen zehn Jahren nicht nur Strände, sondern ganze Hotelanlagen verschluckt. Doch die Anwohner machen auch lokale Einflüsse dafür verantwortlich, dass die Auswirkungen der Herbststürme schlimmer werden: die Abholzung von Wäldern oder Küstenbewohner, die ihre alten Möbel und Kühlschränke rechtzeitig zur Sturmsaison an den Strand stellen, damit sie fortgespült werden.
Vietnam zum Glück coronafrei
Aber auch den Bau von ökologisch eigentlich vorbildlichen Wasserkraftwerken: Die zugehörigen Wasserrückhaltebecken würden Schlamm festhalten, der einst an den Strand gespült wurde und dem Küstenschutz diente. Um das auszugleichen, behilft sich die Touristikindustrie bereits mit dem Import von Sand aus anderen südostasiatischen Staaten.
Als Glück im Unglück erweist es sich, dass Vietnam seit September coronafrei ist. Die Eindämmung des Coronavirus war durch die große Disziplin der Bevölkerung, eine strenge Isolation von Kontaktpersonen sowie eine weitgehende Abschottung des Landes erreicht worden. Die Einstellung vieler Flugverbindungen nach Vietnam verhindert nun allerdings, dass internationale Hilfe die Hochwasseropfer schnell erreicht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale