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Tagebuch einer Blase

Ab heute wird trainiert, um den Harndrang zu stoppen

Liebes Tagebuch, ab heute schreibe ich, die Blase, in dich, liebes Tagebuch, meine intimsten Erlebnisse hinein. Der Gesundheitsdienst „Lifeline“ hat mir nämlich empfohlen, regelmäßig zu trainieren, damit ich das Wasser besser halten kann. Und gutes Blasentraining beginnt mit einem Blasentagebuch, meint „Lifeline“. Denn da kann ich ganz genau festhalten, wie oft ich es überhaupt noch bis zum Klo geschafft habe. Denn manchmal laufen an einem Abend drei Liter Bier durch mich hindurch, da wird es ganz schön brenzlig. Und jedes Mal, wenn die Füße kalt sind oder ein Wasserhahn läuft, muss ich ganz dringend mein Wasser loswerden. Es ist mir auch immer ganz peinlich, wenn ich mich öfter mitten in der Nacht dringend melden muss. Das soll nun anders werden, ab heute wird trainiert! Ich muss nun versuchen, schon den aufkommenden Harndrang zu unterdrücken. Ablenkung hilft, da denk ich mir was Schönes. Und langsam aber sicher, hoffe ich, verlängert sich die Zeit zwischen den Klobesuchen. Dann gewöhne ich mich ganz allmählich wieder an größere Füllmengen, so dass der Drang später einsetzt und ich das blöde Inkontinenzteam endlich wieder verlassen kann, liebes Tagebuch. Aber Vorsicht: Blasentraining eignet sich nicht für jede Blase. Nur ein Arzt kann entscheiden, ob eine Blase für ein Training geeignet ist, sagt „Lifeline“. Aber, liebes Tagebuch, ich bin dabei, und nun will ich das ganze Bier auch bis morgen früh behalten. Diesmal klappt’s.

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