„Tag der Erschöpfung“ erreicht: Ab jetzt sind wir in den Miesen
Am 2. Mai sind die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die den Deutschen zustehen. Von nun an leben wir auf Kosten anderer.
Ab Mittwoch leben die Deutschen auf Pump. Denn am 2. Mai sind rechnerisch die natürlichen Kapazitäten aufgebraucht, die den 82 Millionen Deutschen zur Verfügung stünden, wenn es gerecht zuginge. Das zeigen die Berechnungen des US-Thinktanks Global Footprint Network, der weltweit die (Über-)Beanspruchung von erneuerbaren Ressourcen wie Holz, Wasser, Luft und Boden berechnet.
„Um unseren Bedarf nachhaltig zu decken, bräuchten wir drei Erden“, sagt Julia Otten von der Entwicklungsorganisation Germanwatch. „Es ist bisher keine Trendwende zu unserem viel zu großen Ressourcenverbrauch in Sicht.“
Der Bericht untersucht jedes Jahr, wie hoch der Verbrauch von nachwachsenden Ressourcen weltweit und in einzelnen Ländern ist. Dafür wird berechnet, wie viel „Biokapazität“ der Planet zur Verfügung stellt (durch Aufbau von Ressourcen oder den Abbau von Schadstoffen) – und wie groß der Verbrauch dieser Güter ist. Insgesamt nutzt die Weltbevölkerung demnach in einem Jahr Holz, Ackerfläche, Wasser oder die Reinigungsfunktion der Atmosphäre und der Ozeane, für die 1,7 Planeten zur Verfügung stehen müssten.
Der „Erschöpfungstag“ (Global Overshoot Day) für die Erde wird im August erwartet. Mit dieser Nutzung leben die Menschen in den Industrienationen „auf Kosten kommender Generationen und der Menschen im globalen Süden, die deutlich weniger verbrauchen, aber stärker von den ökologischen Folgen betroffen sind“, heißt es von Germanwatch.
Als Erfahrung aus den letzten Jahren gilt die Faustregel: Je reicher ein Land, desto größer sein „ökologischer Fußabdruck“. Folgte die ganze Welt bei ihrem CO2-Ausstoß, dem Fleischkonsum, der Wasserverschmutzung und Bodenversiegelung den USA, bräuchte es dafür insgesamt 5 Erden, heißt es. China kommt auf 2,2 Planeten, Frankreich auf 2,9, Großbritannien auf 2,8.
Strom und Fleisch überfordern Planeten
In den Industriestaaten schlagen vor allem die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung und aus dem Verkehr zu Buche. Aber auch der Flächenbedarf für die Fleischproduktion sowie die Überdüngung der Böden in der industriellen Landwirtschaft überforderten den Planeten, erklärt das Entwicklungsnetzwerk Inkota. „Die Bundesregierung muss Klima- und Agrarpolitik zusammendenken“, so die Forderung.
In Deutschland ist der Tag der Erschöpfung der Schöpfung im Vergleich zum vergangenen Jahr (24. April) sogar ein wenig nach hinten gewandert. Das ist allerdings laut Global Footprint Network kein Grund zur Entwarnung. Der positive Wert sei vor allem eine statistische Veränderung. 2014, als die dafür grundlegenden Daten erhoben wurden, war ein relativ warmes Jahr, beim Heizen wurde deshalb weniger CO2 ausgestoßen.
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