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TV-Dokumentation zur NS-PolizeiNutznießer des Regimes

In einer zweiteiligen Dokumentation beschäftigt sich die ARD mit der Polizei im NS-Staat (0 Uhr). "Hitlers Polizei" ist angenehm zurückgenommen.

Razzia der Polizei mit SA-Hilfspolizisten im Berliner Scheunenviertel, April 1933. Bild: rbb/Bundesarchiv

"Hitlers Helfer, Hitlers Frauen, Hitlers letzte Sekretärin./Hitlers Hund trifft am Gartenzaun Hitlers Kieferorthopädin", heißt es in einem Liedtext von Rainald Grebe. Hitler plus Genitiv-s im Titel einer Fernsehdokumentation lassen das Schlimmste befürchten, neue Folgen der Telenovela des ZDF-Historik-Gurus Guido Knopp. "Guido Knopp", so hat Grebe sein Lied genannt.

Für den Zweiteiler "Hitlers Polizei" zeichnen nun allerdings RBB und WDR verantwortlich, Knopp kann also nichts damit zu tun haben. Nicht direkt. Die Dokumentation kommt von Wolfgang Schoen, Holger Hillesheim, Frank Gutermuth und Sebastian Kuhn, alle vier keine Novizen in Sachen Nazi-TV - Schoen und Hillesheim haben gar vor sechs Jahren schon den Dreiteiler "Die Gestapo" abgeliefert. Die ARD gibt als Anlass für den neuen Film die Eröffnung der Ausstellung "Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS-Staat" im Deutschen Historischen Museum in Berlin am kommenden Freitag an.

Knopp hat Trends gesetzt, um die auch die ARD nicht herumzukommen meint. "Hitlers Polizei" zeigt neu gefilmte Sequenzen mit Räumen, eingerichtet im Zeitgeschmack der dreißiger Jahre, und Nahaufnahmen einiger hübsch arrangierter Stillleben. "Unechte" Bilder, die Puristen unter den Dokumentaristen finden so was anstößig, viele Historiker auch - die TV-Leute zucken mit den Schultern und sagen, kein Fernsehen ohne Bilder, wir sind hier nicht beim Radio.

Im Falle von "Hitlers Polizei" sind sie um eine gewisse Zurückhaltung bemüht, haben auf Reenactment verzichtet. Sich lieber auf Interviews konzentriert: die übliche Mischung aus Historikern und Zeitzeugen, darunter zwei Kommunisten und ein Mann mit Namen Milo Dor, von dem der Zuschauer zwar erfährt, dass ihn die Gestapo damals "wegen staatsfeindlicher Tätigkeit" eingesperrt hat, nicht aber, worin diese bestanden haben soll. Milo Dor kann sich noch heute wundern über die damals exzessiv verhängte, terminologisch einen fürsorglichen Staat suggerierende "Schutzhaft": "Die haben sozusagen die Bevölkerung vor uns geschützt. Umgekehrt."

Polizei wird selbst zum Gesetz

Unterm Strich lässt sich über den Film sagen, dass die Erkenntnisse, die er vermittelt, interessant sind, lehrreich, aber lange nicht so spektakulär wie die jüngsten Veröffentlichungen über das Auswärtige Amt. Anders als dessen Bediensteten musste es den Gestapo-Leuten versagt bleiben, nachträglich einen Mythos von ihrer Institution als einem "Hort des Widerstandes" zu fingieren. Selbst die "Schwamm drüber"-Mentalität der Adenauer-Jahre hatte ihre - geschmacklichen - Grenzen. Auch der Umstand, dass die "normale" Polizei nicht ganz so "sauber" geblieben ist, wie man es seinerzeit gerne glauben wollte, wird heute niemanden überraschen.

Die zügige Gleichschaltung des ganzen Polizeiapparates ab 1933 war vielmehr folgerichtig. Der renommierte amerikanische Historiker und Holocaust-Forscher Christopher Browning erklärt das im Film ganz plausibel: "Die Polizei ist Nutznießer eines eher autoritären Regimes. Ihre Macht ist weniger begrenzt als in demokratischen Systemen. Sie wird selbst zum Gesetz. Deshalb sympathisiert die Polizei oft mit der Errichtung eines Polizeistaats. Ihre Ausbildung und Herkunft geben wenig Anlass, sich der Schaffung einer Diktatur zu widersetzen. Einer Diktatur, von der die Polizei profitiert und in der sie als Instrument der Durchsetzung dient." Logisch.

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