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TRANSRAPID WIRD NACH CHINA EXPORTIERT: ALLSEITIGE ERLEICHTERUNGMilliarden für Minuten

Die Deutschen haben seit gestern eine Sorge weniger: den Transrapid. Seit Jahren immer wieder totgesagt, wird der Schnellzug jetzt nach China abgeschoben. Eine elegante Lösung. So elegant, dass die Bundesregierung sogar noch 200 Millionen Mark springen lässt. Hauptsache, der Transrapid wird endlich gebaut. Die paar Millionen stören ohnehin niemanden mehr – verglichen mit den zwei Milliarden Mark Steuergeldern, die bereits in die Entwicklung des Zugs geflossen sind. Nun kann wenigstens niemand mehr sagen, diese Investition sei umsonst gewesen.

Die rot-grüne Regierung hat allen Grund zur Erleichterung. Musste sie sich doch von der Opposition „Technikfeindlichkeit“ vorwerfen lassen: Den Bau der geplanten Strecke zwischen Hamburg und Berlin wollte sie nicht voll finanzieren, zu Oppositionszeiten war sie gar offen gegen das Lieblingskind der Standort-Deutschland-Verteidiger.

CDU und FDP dürften allerdings erst recht erleichtert sein. Schließlich haben sie das Subventionsgrab Transrapid zu verantworten. Unbeirrt wurden Milliarden hineingepumpt, obwohl die Gegenargumente unabweisbar waren. Dank China lässt sich jetzt viel einfacher über die Tatsache hinwegsehen, dass sich der Transrapid in Deutschland nie rentiert hätte. Acht bis neun Milliarden Mark Baukosten sind zu teuer für eine Strecke, auf der bereits ein Intercity verkehrt und ein ICE sehr viel billiger wäre als der Transrapid. Auch ließ sich immer ausrechnen, dass die Deutsche Bahn mit dem Betrieb weitere Milliarden Verluste eingefahren hätte. Konsequent scheiterte das Projekt vor einem Jahr, weil sich die Regierung Schröder weigerte, die versprochenen 6,1 Milliarden Mark um auch nur einen Pfennig zu erhöhen. Und die Bahn scheute sich, das Betreiberrisiko zu übernehmen.

Das Industriekonsortium aus Thyssen Krupp und Siemens hat ebenfalls Grund zur Freude. Endlich wird die lang ersehnte Referenzstrecke gebaut, auf die dann die ganze Welt neidvoll blicken wird – das jedenfalls hoffen die deutschen Hersteller. Weitere, lukrativere Aufträge könnten folgen. Wenn auch wohl nicht in Deutschland: Gegen den angedachten Metrorapid zwischen Düsseldorf und Dortmund sprechen die gleichen Argumente wie gegen jeden geplanten Transrapid hier: Die Kosten von fünf Milliarden Mark stehen in keinem Verhältnis zur Zeitersparnis von 15 Minuten. In China und in den USA hingegen sind weitere Stecken zumindest im Gespräch.

Darüber dürfen sich schließlich auch die Angestellten bei Thyssen Krupp in Kassel freuen: Ihr Arbeitsplatz ist erst einmal sicher. KATHARINA KOUFEN

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