THW Kiel gewinnt Final Four: Die Sternstunde des Domagoj Duvnjak
Im Endspiel des Deutschen-Handball-Pokals setzt sich der THW Kiel gegen die SG Flensburg-Handewitt durch und sichert sich den einen obligatorischen Titel.
HAMBURG taz | Es war wie so oft in den vergangenen Jahren. In jenem Moment, als das Konfetti auf die vor lauter Glück tanzenden Spieler des THW Kiel hinabschwebte, saßen die Handball-Profis der SG Flensburg-Handewitt bedröppelt im Halbschatten und schauten missmutig zu. Der DHB-Pokal in den Händen des großen Rivalen – wieder einmal! Dass der Erfolg für den Rekordmeister verdient war, stand außer Frage. Kiel war gestern im Finale vor 13.200 Zuschauern in der ausverkauften Hamburger Arena das bessere Team und setzte sich folgerichtig mit 29:23 (13:12) durch.
Für den THW war es der zehnte Pokalsieg der Vereinshistorie. Nebenbei haben Trainer Alfred Gislason und seine Spieler nun zumindest einen Pokal in der Tasche und so die Schmach abgewendet, womöglich die zweite Saison in Folge ohne Titel dazustehen. Denn in der laufenden Meisterschaft hat Kiel schon vier Minuspunkte mehr als Spitzenreiter Flensburg, und im Viertelfinale der Champions League wartet die hohe Hürde FC Barcelona.
Für die SG ist Hamburg kein gutes Pflaster. Durch das 33:23 im Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen hatten sie zum siebten Mal hintereinander das Endspiel beim Final Four erreicht, um dann wieder eine Niederlage zu kassieren. Nur einmal, 2015, gelang der Triumph.
Der Mann des Endspiels war der THW-Profi mit der Rückennummer 4 – Domagoj Duvnjak. In seinem letzten Spiel vor der Knie-Operation, zu der es in dieser Woche kommt, kam der kroatische Nationalspieler ganz groß raus. „Ich lobe eigentlich selten einen einzelnen Spieler. Aber ,Dule' war ein echter Weltklasse-Kapitän, in Abwehr und Angriff. Ein Riesenkompliment an ihn“, sagte Gislason in der Pressekonferenz über Duvnjak.
Genau genommen hätte die Siegeszeremonie schon nach exakt zwei Dritteln der Spielzeit statffinden können. In der 40. Minute fiel die Entscheidung darüber, wer die Partie gewinnen würde. Es sind ja oftmals einzelne Szenen, die eine Prognose leicht machen. Und zu einer solchen kam es, nachdem Duvnjak den Ball zum 19:15 ins Netz der SG gewuchtet hatte. Der am Knie verletzte Kroate blieb drei, vier Sekunden mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen. Einzelne Mitspieler rannten schon mit sorgenvollen Blicken zu ihm, um zu sehen, wie es schlimm es war und um ihn aufzumuntern.
Noch bevor sie angekommen waren, hatte Duvnjak seinen Körper schon hochgestemmt. Er humpelte unter dem Jubel der THW-Fans zur Reservebank. Unmittelbar nachdem er sich gesetzt hatte, waren auch schon zwei THW-Teamärzte da, um die Führungsfigur der Mannschaft zu behandeln. Der 28-Jährige aber schickte das Duo mit einer entschiedenen Handbewegung wieder weg – mit der Botschaft: Klar habe ich Schmerzen, aber wir ziehen das jetzt durch, und ich helfe mit allem mit, was ich noch habe.
Es war ein Moment der Willensstärke – vergleichbar vielleicht mit jener in Erinnerung gebliebenen Szene aus dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 zwischen dem späteren Sieger Deutschland und Argentinien, als sich Bastian Schweinsteiger am Spielfeldrand seine klaffende Wunde an der Stirn tackern ließ und dann auf den Rasen zurückkehrte.
Im Handball-Klassiker zwischen Kiel und Flensburg-Handewitt lief von jenem Zeitpunkt an nach und nach alles in Richtung des Rekordmeisters, der in Niklas Landin einen exzellenten Torhüter besaß. Mit einem starken Anspiel auf Wiencek leitete Duvnjak das 20:15 ein, und im Gegenzug fing Rune Dahmke im Stile eines American-Football-Spielers den Ball vor dem Weg ins leere Kieler Tor ab.
Zwölf Minuten vor dem Ende der Partie hieß es 23:16 für den THW – dem Bundesliga-Tabellenführer Flensburg war die Hoffnung auf den Titelgewinn zu dem Zeitpunkt längst abhandengekommen.
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