Synode der katholischen Kirche: Viel gesprochen, wenig entschieden
In Rom diskutierten Würdenträger und Laien über die Zukunft der katholischen Kirche. Das Abschlusspapier offenbart wenig Konkretes.
Dabei hatte diese Synode schon im Ausgangspunkt Neues zu bieten. Zum ersten Mal waren die Bischöfe nicht mehr unter sich; zu den 365 stimmberechtigten Mitgliedern zählten auch 70 Laien, die also weder Priester noch ordinierte Ordensleute sind, und 49 von ihnen waren Frauen, zu denen noch einmal fünf weitere Ordensschwestern kamen.
Das war eine kleine Revolution, ebenso wie die Organisation des Diskussionsprozesses. Hatten früher Synoden in dem engen, extra dafür vorgesehenen Saal im Vatikan stattgefunden, so tagte die Versammlung jetzt in der großen Halle der Papstaudienzen. Dort war – auch dies ein Novum – es möglich, die Teilnehmer*innen um runde Tische zu setzen, wo sie in Kleingruppen die Themen vordiskutierten, bevor es jeweils im Plenum weiterging.
Von vornherein hatte Papst Franziskus jedoch eine Nachrichtensperre verhängt und den Synodalen auferlegt, bis zum Ende der Veranstaltung nicht mit Medienvertreter*innen zu reden. Zugleich hatte er deutlich gemacht, dass wenigstens in dieser Runde der Synode zwar viel diskutiert, aber nichts beschlossen wird.
Ein Abschlusspapier ohne Lösungsvorschläge
So kam es dann auch. Das Schlussdokument zählt zwar die diversen Baustellen der Krisenfirma katholische Kirche auf, formuliert aber keine Vorschläge zur Reparatur von Schäden. So heißt es zur Rolle der Frauen im Abschlussdokument zwar, ihnen solle „höhere Anerkennung“ zuteilwerden.
Doch schon bei der Frage, ob sie in Zukunft als Diakoninnen – Personen, die gewisse Funktionen eines Priesters wie die Gestaltung von Gottesdiensten und das Spenden von Sakramenten übernehmen können – zugelassen werden sollen, verkündet das Dokument nur: Dazu habe es auf der Synode „unterschiedliche Positionen“ gegeben, denn für die Gegner*innen sei das ein Bruch mit der Tradition. Deshalb soll es auf diesem Feld erst einmal mit weiterer „theologischer und pastoraler Forschung“ weitergehen.
Auch bei Fragen „der Genderidentität und der sexuellen Orientierung“ spricht das Schlussdokument vor allem davon, dass diese „nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche kontrovers“ seien. Das ist immerhin ein kleiner Fortschritt – von „Kontroverse“ in der Ablehnung von Homosexualität war rund 2.000 Jahre lang keine Rede gewesen. Hier schlägt sich wohl nieder, dass Papst Franziskus seit Jahren den Gläubigen einzutrichtern sucht, „alle, alle, alle“ gehörten zur Kirche.
Kontrovers ist jetzt auch die Bewertung der erreichten Resultate. Eher verhalten äußert sich Georg Bätzing, der in der Weltkirche zum Reformflügel gehörende Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz. Zwar seien die wichtigen Fragen „auf den Tisch“ gekommen, zugleich aber sei Angst vor Veränderungen spürbar gewesen.
Der synodale Prozess geht 2024 weiter
Weit enthusiastischer klingt das Resümee der radikalreformerischen Basisbewegung „Wir sind Kirche“, die glaubt, auf der Synode habe sich endlich „eine zukunftsgerichtete Dynamik entfacht“. Mit tiefer Skepsis dagegen kommentiert ein Kirchenrechtler gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa die Resultate: In seinen Augen mutiert „unter Franziskus die Kirche zu einer theologisch entleerten geistlich bewegten Exerzitiengruppe, ohne der Welt die Antworten aus dem Glauben zu geben, die sie erwarten darf“.
Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Der im Jahr 2021 vom Papst eingeleitete weltweite synodale Prozess soll im Oktober 2024 in Rom mit einer weiteren Synode seinen Abschluss finden.
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