Sylvia Sonnemann Der Miethai: Hilfe gegen falsche Mieterhöhungen
Seit Erscheinen des neuen Hamburger Mietenspiegels 2019 im vergangenen November reißt die Mieterhöhungswelle nicht ab. Mieter*innen sollten deshalb Erhöhungen immer sorgfältig prüfen – es lohnt sich.
Eine Mieterhöhung muss einige formelle Hürden und Grenzen beachten, die nicht immer eingehalten werden: Die Miete darf nicht mehr als um 15 Prozent innerhalb von drei Jahren steigen. Soll sie also zum ersten April 2020 wirksam werden, so muss geschaut werden, was am ersten April 2017 netto kalt gezahlt wurde. Aber selbst wenn diese Kappungsgrenze gewahrt ist, ist die Erhöhung nicht automatisch wirksam. Die letzte Erhöhung muss 15 Monate zurückliegen, sie muss sich an alle Mieter*innen richten und schließlich darf für sie nicht willkürlich irgendwo in die Spanne des Mietenspiegelfeldes gegriffen werden. Im Regelfall ist vom Mittelwert auszugehen und dann muss geschaut werden, ob es bessere Ausstattungs- oder Lagemerkmale gibt, bestimmte Standards erfüllt werden oder ob Nachteile existieren, die zu einer Einordnung lediglich unter dem Mittelwert führen.
Die Wohnlage spielt hierbei eine große Rolle und hat seit Erstellung eines neuen Wohnlagenverzeichnisses im Jahr 2017 für einige Verwirrung gesorgt. Das Verzeichnis weist für jede sogenannte Blockseite (Häuserzeile) einen Kennwert aus, der nicht nur in gute und normale Wohnlage einteilt, sondern besagen soll, ob es sich um eine „normale gute“ oder zum Beispiel „gute normale“ Lage handelt. Es ist leider genauso kompliziert, wie es klingt, und nicht immer ist nachvollziehbar, warum die Adresse überhaupt in der guten Wohnlage gelandet ist und die Häuser gegenüber nicht. Insbesondere bei angeblichen Lagezuschlägen sollten Mieter*innen also eine qualifizierte Beratung aufsuchen.
Nach MhM-Erfahrung muss nur gut jeder dritten Erhöhung voll zugestimmt werden. In der Mehrheit der Fälle kann mit einer Teilzustimmung geantwortet werden oder die Erhöhung ist vollends unwirksam. Am Dienstag, den 25. Februar, bietet MhM wegen der großen Nachfrage einen Extra-Beratungstag zu Mieterhöhungen an. Mitglieder und Mieter*innen, die es werden wollen, können sich unter ☎ 040 413 94-0 anmelden.
Sylvia Sonnemann ist Geschäftsführerin des Vereins Mieter helfen Mietern, Bartelsstraße 30, Hamburg, ☎ 040-431 39 40,
www.mhmhamburg.de
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