Svenja Bergt über die Privatsphäre im Auto der Zukunft: Alle wollen die Daten
Ja, das Google-Auto. Es fährt computergesteuert und ist dabei Tests zufolge in weniger Unfälle verwickelt als ein Auto mit Fahrer. Praktischer Nebeneffekt für den Konzern: In der Zeit, in der die Nutzer eines Tages nicht selbst fahren müssen, können sie nicht nur noch mehr Dienste nutzen und Werbung rezipieren. Sie hinterlassen auch ihre Positionsdaten, zurückgelegte Strecken, angefahrene Ziele und damit eine Fülle an persönlichen Informationen.
Auf den ersten Blick ist es also eine gute Nachricht, wenn europäische Hersteller – die ebenso am selbst fahrenden Auto tüfteln – künftig einen großen Kartendienst ihr Eigen nennen. Und nicht auf Google, Apple oder Microsoft angewiesen sind.
Doch auch die hiesige Autoindustrie ist kein Verbraucherschutz-Engel. Das betrifft nicht nur eine eher lässige Haltung zu Fragen der IT-Sicherheit in den modernen Autos – der Hack eines BMW, bei dem es kürzlich einem Unbefugten gelang, das Auto auf digitalem Weg zu öffnen, zeigte das. Sondern auch in Sachen Datenschutz: Mehrere Dutzend Steuerungsgeräte, deren Daten gespeichert werden, sind in modernen Autos verbaut. So verrät das Airbag-Steuerungsgerät im Fall eines Unfalls unter anderem Tempo und Bremsstärke. Navigationssysteme können Strecke, Geschwindigkeit und Zeit auch dann speichern, wenn der Fahrer sie gar nicht nutzt. Datenschutz ginge – scheint aber nicht gewollt.
Es sind nicht nur die Autohersteller, die an den Daten interessiert sind. Die Justiz freut sich, wenn sie Fahrdaten auswerten kann – selbst wenn ein Beschuldigter von seinem Recht zu schweigen Gebrauch macht. Und Versicherungen freuen sich, wenn sie anhand von Merkmalen wie Bremsverhalten, Tempo und gefahrener Strecken Prämien reduzieren oder – davon ist auszugehen – in Zukunft auch erhöhen werden. Offen ist da nur eine Frage: Wer traut sich als Erstes, dem Nutzer der Zukunft auf der Windschutzscheibe Werbung einzublenden?
Wirtschaft + Umwelt
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