Svenja Bergt über die Luftqualität in Städten: Zone mit beschränkter Wirkung
Stuttgart ist auch dieses Jahr ganz vorne. An 42 Tagen maß die Station „Am Neckartor“ bereits zu hohe Feinstaubwerte, erlaubt sind 35. Eine Hand voll weiterer Verkehrsknotenpunkte wird die Grenze bis Jahresende wohl auch noch überschreiten.
Auch wenn es nicht danach aussieht: Das ist ein Erfolg. Vor vier Jahren waren es noch über 70 Messstationen, die zeigten: Hier ist zu viel Feinstaub in der Luft, und das an deutlich mehr Tagen als für die Gesundheit zuträglich wäre. Klar ist also: die Umweltzone, dieses von Autofahrern gehasste, von Umweltaktivisten belächelte, unter Politikern umstrittene Instrument, wirkt. Gerade die Konzentration von Feinstaub, der krebserregende Substanzen tief in die Lungen von Passanten und Anwohnern transportiert, nimmt ab.
Doch beim Stickstoffdioxid sieht die Entwicklung nicht so positiv aus. Vor allem Stationen in der Nähe großer Straßen melden deutlich erhöhte Werte. Das zeigt: die Umweltzone wirkt nicht genug. Seitdem jeweils die höchsten Stufen in Kraft getreten und die Windschutzscheiben mit grünen Plaketten versehen sind, lehnt sich die Politik entspannt zurück nach dem Motto: Wir haben ja getan, was wir können. Dass es nicht darum geht, einfach eine EU-Regelung umzusetzen, sondern darum, die Gesundheit von Menschen zu schützen, scheint noch nicht angekommen zu sein.
Denn die Möglichkeiten, die jetzt noch offen stehen, tun weh – gerade Autofahrern. Tempolimits, Fahrverbote, autofreie Zonen. Keine Privilegien mehr für Baumaschinen und Binnenschiffe. Schluss mit unverständlichen lokalen Ausnahmen, die es etwa in Berlin erlauben, mit alten Trabis im Korso für touristische Zwecke durch die Innenstadt zu fahren. Da braucht es nicht einmal eine Messstelle nebenan, um ein rapides Absinken der Luftqualität festzustellen.
In all diesen Fällen ließe sich übrigens jetzt schon ansetzen. Ganz ohne schärfere Vorschriften und eine Direktive für eine neue Plakette aus Brüssel.
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