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Big Tech und künstliche IntelligenzWettrennen ohne Rücksicht

Kommentar von Svenja Bergt

Im Namen der Konjunktur wird der Datenschutz aufgeweicht. Einmal in den Fängen der künstlichen Intelligenz, gibt es kein Entkommen mehr.

Bitteres Urteil in Sachen Verbraucherschutz: Meta darf Infos aus Facebook- und Instagram-Beiträgen zum KI-Training nutzen Foto: Henning Kaiser/dpa

B eim Wettrennen der Big-Tech-Konzerne um die Marktführerschaft bei künstlicher Intelligenz (KI) kommt gerade so einiges unter die Räder: die Rechte von Kreativen wie Künst­ler:in­nen und Au­tor:in­nen, mit deren Werken die ganzen KI-Modelle trainiert wurden, und die Belange und Interessen von Nutzer:innen. Und für die Demokratie zeigt sich die Technologie bislang auch eher schädlich.

Beispielhaft führt das gerade Meta vor, wenn es darum geht, persönliche Daten von Nut­zer:in­nen für das Training der hauseigenen KI zu verwenden. Ein feiner Zug wäre es da, die Betreffenden um Erlaubnis zu bitten. Das legen auch die europäischen Datenschutzregeln nahe. Aber Meta wäre nicht Meta, würde es nicht den einfachen Weg gehen: Statt eines „Ja heißt Ja“ gibt es nur ein „Nein heißt Nein“.

Aber die Infos, dass man widersprechen kann, warum man das tun sollte und wie es geht, die müssen Nut­zer:in­nen erst mal finden. Und verstehen. Wer nicht vor dem Start des KI-Trainings am 27. Mai widerspricht, dessen Daten sind erst mal drin im KI-Modell – und faktisch auch nicht wieder rauszukriegen. Umso gruseliger ist es angesichts dessen, dass die EU-Kommission plant, den Schutz von persönlichen Daten auszuhöhlen – und damit bei der neuen Bundesregierung in Deutschland auf positive Resonanz stoßen wird.

Denn die Wirtschaft schafft es immer stärker, ihre Erzählung, dass der Datenschutz ein ökonomisches Hemmnis sei, zu platzieren. Angesichts mauer Konjunkturzahlen sind Po­li­ti­ker:in­nen unternehmensnaher Parteien nur zu gerne bereit, dem Drängen auf eine Schwächung der Regeln nachzugeben. Als ob der Schutz und die Stärkung der Position von Nut­ze­r:in­nen gegenüber ungleich mächtigeren Firmen etwas wäre, das sich einfach mal an- und abschalten ließe, wie es gerade passt.

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Für die weiteren Konflikte, die anstehen – zum Beispiel den, wie die persönlichen Daten von Nut­zer:in­nen auch im Zeitalter künstlicher Intelligenz noch ansatzweise geschützt werden sollen –, sind das düstere Aussichten.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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