Big Tech und künstliche Intelligenz: Wettrennen ohne Rücksicht
Im Namen der Konjunktur wird der Datenschutz aufgeweicht. Einmal in den Fängen der künstlichen Intelligenz, gibt es kein Entkommen mehr.

B eim Wettrennen der Big-Tech-Konzerne um die Marktführerschaft bei künstlicher Intelligenz (KI) kommt gerade so einiges unter die Räder: die Rechte von Kreativen wie Künstler:innen und Autor:innen, mit deren Werken die ganzen KI-Modelle trainiert wurden, und die Belange und Interessen von Nutzer:innen. Und für die Demokratie zeigt sich die Technologie bislang auch eher schädlich.
Beispielhaft führt das gerade Meta vor, wenn es darum geht, persönliche Daten von Nutzer:innen für das Training der hauseigenen KI zu verwenden. Ein feiner Zug wäre es da, die Betreffenden um Erlaubnis zu bitten. Das legen auch die europäischen Datenschutzregeln nahe. Aber Meta wäre nicht Meta, würde es nicht den einfachen Weg gehen: Statt eines „Ja heißt Ja“ gibt es nur ein „Nein heißt Nein“.
Aber die Infos, dass man widersprechen kann, warum man das tun sollte und wie es geht, die müssen Nutzer:innen erst mal finden. Und verstehen. Wer nicht vor dem Start des KI-Trainings am 27. Mai widerspricht, dessen Daten sind erst mal drin im KI-Modell – und faktisch auch nicht wieder rauszukriegen. Umso gruseliger ist es angesichts dessen, dass die EU-Kommission plant, den Schutz von persönlichen Daten auszuhöhlen – und damit bei der neuen Bundesregierung in Deutschland auf positive Resonanz stoßen wird.
Denn die Wirtschaft schafft es immer stärker, ihre Erzählung, dass der Datenschutz ein ökonomisches Hemmnis sei, zu platzieren. Angesichts mauer Konjunkturzahlen sind Politiker:innen unternehmensnaher Parteien nur zu gerne bereit, dem Drängen auf eine Schwächung der Regeln nachzugeben. Als ob der Schutz und die Stärkung der Position von Nutzer:innen gegenüber ungleich mächtigeren Firmen etwas wäre, das sich einfach mal an- und abschalten ließe, wie es gerade passt.

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.
Für die weiteren Konflikte, die anstehen – zum Beispiel den, wie die persönlichen Daten von Nutzer:innen auch im Zeitalter künstlicher Intelligenz noch ansatzweise geschützt werden sollen –, sind das düstere Aussichten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!