Sven-Michael Veit über den Schutz von Schweinswalen: Wenn nicht jetzt, dann nie
Das wurde aber auch höchste Zeit. Die Schweinswale brauchen Schutz, und deshalb sind Schutzmaßnahmen und Schutzgebiete notwendig. Die Menschen haben das Überleben der Schweinswale vor den norddeutschen Küsten gefälligst zu sichern. Die Wattenmeer-Nationalparks an der Nordsee gehören zum Weltnaturerbe der Menschheit – wie die Serengeti. Dennoch werden die täglichen Attentate auf die Artenvielfalt dort kaum wahrgenommen, obwohl sie ebenso schlimm sind wie die Nashorn-Wilderei in Ostafrika.
Das Überleben des Schweinswals, der einzigen Walart vor Deutschlands Stränden, kann nur hier gesichert werden und muss deshalb hier gesichert werden. Indes liegt die Verlustquote in der östlichen Ostsee bei acht Prozent jährlich, rein rechnerisch tummelt sich in 13 Jahren kein einziger der Kleinen Tümmler mehr zwischen Rügen und Finnland, wenn nicht entscheidend eingeschritten wird.
Dafür aber ist die Vereinbarung in Schleswig-Holstein nur ein erster und sehr kleiner Schritt. Wenn Polen, Schweden, Finnland, Russland und die baltischen Länder nicht mitziehen, wird der Schweinswal in der Ostsee aussterben. Sehr bald sogar.
Und auch in der Nordsee besteht starker Handlungsbedarf. Schutzgebiete, in denen Fischen erlaubt ist, darf es nicht geben. Wirtschaftliche Interessen müssen zurückstehen – oder sie müssen so organisiert werden, dass sie wieder naturverträglich sind und nicht länger naturzerstörerisch. Viele der EU-Fischereiregeln haben lange, zu lange, die rücksichtslose großindustrielle Vernichtungsfischerei gefördert. Eben das ist mit dem Arten- und Meeresschutz nicht vereinbar, eben das muss deshalb geändert werden.
Die EU will alle Meere Europas bis 2020 in einen ökologisch sauberen Zustand voller Meeressäuger und Fische versetzen. Das ist zwar illusorisch, war im Ansatz gleichwohl löblich. Doch was jetzt nicht geschützt wird, ist später sehr wahrscheinlich nicht mehr da. Für den Schweinswalschutz gilt deshalb: Wenn nicht jetzt, dann nie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen