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Suspendierter Fifa-MöchtegernkandidatPlatinis treue Unterstützer

Michel Platini wurde von der Fifa-Wahl suspendiert und ist in Erklärungsnot. Doch seine Unterstützer halten zu ihm. Sie haben handfeste Interessen.

Uefa-Chef Michel Platini ist in der Fifa für 90 Tage suspendiert worden Foto: ap

Berlin taz | Es wird eng für Michel Platini. Der für 90 Tage von allen Fußballaktivitäten suspendierte Präsident der Europäischen Fußballunion Uefa hat bei der Fifa Einspruch gegen seinen Bann eingelegt. Er hofft auf eine rasche Entscheidung. Sollte diese nicht in seinem Sinne ausfallen, hätte er die Möglichkeit, die Suspendierung vor dem Internationalen Sportschiedsgericht (CAS) anzufechten. Ob dieses bis zum 26. Oktober eine Entscheidung treffen wird, ist ungewiss.

Der 26. Oktober ist der Tag, an dem die Kandidaten, die Sepp Blatter an der Fifa-Spitze nachfolgen wollen, ihre Kandidatur erklärt haben müssen. Am 26. Februar soll dann der neue Lenker des Weltfußballs vom Verbandskongress gewählt werden. Der französische Fußballverband hat inzwischen angekündigt, gleich vor das CAS ziehen zu wollen, um den Entscheidungsprozess abzukürzen. Derweil wird bereits eine Verschiebung des Kongresses diskutiert, um Platini im Rennen zu halten.

Obwohl der Kandidat aus Frankreich immer noch nicht so recht erklären kann, warum ihm die Fifa 2011 1,8 Millionen Euro überwiesen hat, wimmelt es im Weltfußball nur so von Platini-Unterstützern. Für die Behauptung des gesperrten Möchtegernkandidaten, bei der Zahlung habe es sich um ein ausstehendes Honorar für Jahre zurückliegende Tätigkeiten im Auftrag des Weltverbands gehandelt, gibt es weiterhin keine Belege. Ein Schriftstück darüber existiert jedenfalls nicht, so dass weiter die Vermutung im Raum steht, das Geld habe Sepp Blatter als Dank dafür anweisen lassen, dass Platini in jenem Jahr 2011 bei der Wahl zum Fifa-Präsidenten nicht gegen ihn angetreten ist.

Es ist eine dieser ewigen Geschichten von Nehmen und Geben, wie sie seit Jahren aus den Führungsgremien des Weltfußballs berichtet werden. Und gerade wird diese Geschichte weitergeschrieben. So steht die Frage im Raum, warum der englische Fußballverband, der sich so gern als Speerspitze im Kampf gegen die Machenschaften Sepp Blatters dargestellt sieht, zu den treuesten Verbündeten Platinis zählt.

Fühlt sich die Fifa verpflichtet?

In England steht man fest zum 60-jährigen Franzosen und hat dies auch noch bekräftigt, nachdem die Ethikkommission der Fifa Platini suspendiert hat. Fühlt sich die Fifa verpflichtet? 2011 und 2013 durften die Engländer das Champions-Finale im Wembley-Stadion veranstalten. Als die Spielorte für die Fußball-EM 2020 festgelegt wurden, bekam das Wembley-Stadion die Halbfinals sowie das Endspiel zugesprochen. Und dann ist da noch der alte Wunsch der Engländer, endlich mal wieder eine WM austragen zu dürfen. Die Unterstützung des Uefa-Präsidenten bei einer Bewerbung für das Turnier 2026 kann ja gewiss nicht schaden.

Der englische Verband gehört zu den Platini-Fans. Fühlt er sich dem Franzosen verpflichtet?

Vielleicht muss da das Lavieren von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach nicht verwundern. Einmal spricht er sich vorsichtig für eine Neubewertung von Platinis Kandidatur aus und stellt sich dann als Mitglied der Uefa-Exekutive voll und ganz hinter den gesperrten Präsidenten. Auch eine Verschiebung der Wahl eines neuen Fifa-Präsidenten hält er für möglich. War da nicht was? Genau, der DFB möchte die Europameisterschaft 2024 nach Deutschland holen. Wäre doch zu blöd, sich glasklar gegen Platini zu positionieren. Was, wenn der es tatsächlich noch schaffe würde, dem Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

An eine schöne Geschichte vom Geben und Nehmen sei angesichts des Unterstützungsschreibens für Platini, das der südamerikanische Fußballverband nun verschickt hat, erinnert. Als der brasilianische Fußballverband zur WM 2014 allen Mitgliedern der Fifa-Exekutive Uhren im Wert von je 25.000 Dollar hat zukommen lassen, fand die Ethik-Kommission der Fifa das gar nicht witzig und forderte eine umgehende Rückgabe der Chronometer. Der Forderung kamen alle rasch nach – bis auf Platini. „Ich bin ein wohlerzogener Mensch. Ich gebe keine Geschenke zurück“, sagte er seinerzeit und gab die Uhr erst zurück, als der öffentliche Druck gar zu groß geworden war.

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2 Kommentare

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  • Teil 1:

     

    Um ehrlich zu sein, bewegt mich die fast schon lästig gewordene FIFA – Geschichte deshalb nicht mehr ernstlich, weil die wichtigsten „echten“ Aufklärer mit deren pikanten längst beendeten näheren Erläuterungen ihrer detaillierten Nachforschungen bisher der Öffentlichkeit enthalten blieben!

    Besonders interessant sind für mich fast immer die „Rüttenauer-Kommentare“, zu denen man fast immer eine Antwort parat haben könnte....Heute wird vermutlich Niersbachs Weg auf seiner steilen Karriere-Leiter nach oben immer kürzer!

    Ein kleinen persönlicher Ausrutscher wäre fast unserem DFB-Chef passiert. Das am Ende des Berichtes erwähnte Präsent des brasilianischen Fußballverbandes in Form einer wertvollen Uhr sollten aus Anlass der WM 2014 die 32 Präsidenten der Teilnehmerländer, den Präsidenten der verschiedenen südamerikanischen Kontinentalverbandes Conmebol sowie die 25 Exekutivmitglieder der FIFA erhalten. Sogar der ehemalige Sonderermittler der FIFA-Ethikkommission, Garcia, leitete damals ein Ermittlungsverfahren wegen „Verstöße gegen den Ethikkodex“ ein, weil diese Praxis nicht erwünscht war und die „Ex-Ko“- Mitglieder höchstens vom Gastgeberverband kleinere Geschenke erhalten durften.

  • Teil 2:

     

    DFB-Chef Niersbach bekam noch die Kurve, indem er diese Uhr über einen Boten sofort zurücksandte. Die aufkommende Unruhe unter besonders englischen Journalisten störte allerdings das damalige „Ex-Ko-“Mitglied, Dr. Zwanziger wenig, der abwechselnd als Freund bzw. Erzfeind von Niersbach bezeichnet wurde. Dieser fand unmittelbar vor seiner Rückreise im Hotel eine Tüte mit verschiedenen Utensilien vom Gastgeberverband vor, die normalerweise vom überraschten Empfänger einzeln begutachtet wird! Bei Dr. Zwanziger war es aber anders, nahm von dem Brasilien-Trikot und den Kugelschreibern sowie darin enthaltenen anderen „Kleinkram“ angeblich keine weitere Notiz! Erst nach einem Anruf eines ausländischen Journalisten änderte sich die Lage als beim erneuten, diesmal näheren Hinschauen, eine ca. 20.000 € teure eingepackte Uhr zum Vorschein kam, die den erfahrenen Rechtsanwalt zur Vorsicht animierte und diesen späten Fund an die Ethikkommission der FIFA meldete, verbunden mit dem Versprechen, sie demnächst zurückzugeben. Außerdem sollte der Geber, der Verband des Gastgeberlandes Brasilien, für seine Frechheit aus seiner Sicht mit einer Strafe belegt werden.

    An wessen Armen das gute Stück heute hängt, wird wohl niemand so richtig wissen. Eine glaubhafte Geschichte war es doch, oder.......?