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SusannenstraßeBallermännchen in der Schanze

Schwarz-Grün stutzt die Pläne des Bezirksamts zurecht: Die Flächen für die Außengastronomie sollen nur um 50 statt um 200 Prozent wachsen dürfen.

So wars bisher: Kaffeetrinker verknappten den Bürgersteig Bild: dpa

Kompromiss im Streit um die Außengastronomie im Schanzenviertel: In der Susannenstraße sollen die Gastroflächen nur um 50 statt um 200 Prozent wachsen. Das hat die Bezirksversammlung Altona beschlossen.

Seit Jahren ärgern sich Anwohner der Susannenstraße und Passanten. Die Anwohner über Lärm, Müll und Gestank, den die Außengastronomie verursacht, die Passanten über Tische und Stühle auf den schmalen Bürgersteigen. Das Bezirksamt Altona hat versucht, eines der Probleme zu lösen, und erlaubt den Wirten, Parkbuchten zurück zu bauen. Auf den dabei entstehenden Flächen dürfen sie Tische aufstellen.

Das reduziert einen Ärger und verschärft den anderen, denn die Planung hätte dazu geführt, dass statt auf 141 künftig auf 407,5 Quadratmetern Außengastronomie stattfindet. Eine Verdreifachung. Gegen diese Pläne haben Anwohner eine Initiative gegründet. Sie befürchten eine "Ballermannisierung" - mit mehr Lärm bis in den Morgen, mehr Müll und Uringestank.

Nun haben CDU und GAL am Donnerstagabend einen Kompromissantrag in die Bezirksversammlung Altona eingebracht, der die Planung des Bezirksamts korrigiert: Es soll "nur" eine Erweiterung um 50 Prozent gegenüber dem bisherigen Zustand geben. Die Anwohner müssen künftig mit 210 Quadratmetern Außengastronomie rechnen. Wirte, die bislang keine Draußen-Plätze hatten, an einem Eckgrundstück liegen oder in einer Seitenstraße der Susannenstraße schon draußen servieren, sollen leer ausgehen. Für diesen Antrag stimmten CDU, GAL und FDP, dagegen SPD und Die Linke.

Auf die Frage eines Vertreters der "Anwohnerinitiative Schanzenviertel", ob die Erweiterung für die Anwohner zumutbar sei, sagte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Sven Hielscher "dass die Explosion von Gastronomie" in der Susannenstraße "bedauerlich" sei. Wer allerdings darauf hoffe, dass die Politik der Außengastronomie einen Riegel vorschieben könne, "den müssen wir enttäuschen".

Die GAL-Fraktionsvorsitzende Gesche Boehlich gab zu, dass die Entwicklungen in der Straße "ein wenig aus dem Ruder gelaufen sind". Sie sieht aber auch einen Widerspruch darin, "dass einerseits keine Genehmigung für nötig erachtet wird, wenn es um das Schanzenfest geht, wenn es um die Susannenstraße geht, wird nun aber nach Recht und Gesetz gerufen". Diese Darstellung führte auf der Tribüne zu Tumult. Ein Transparent wurde entrollt, Flugblätter mit der Aufschrift "Die Schanze brennt!" von der Empore in den Saal geworfen.

Falls sich genügend Wirte auf die neue Regelung einlassen, die sie pro Parkbucht etwa 10.000 Euro kostet und wohl nur einen zusätzlichen Tisch bringt, könnte der Umbau der Parkbuchten im Februar beginnen. Im März geht die neue Saison ja schon los.

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5 Kommentare

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  • K
    karosprotte

    Wenn Sie schon das eine mit dem anderen in einen Topf werfen, Frau Boehlich, dann schlage ich vor, alle Gastronomen dürfen einmal im Jahr einen ganzen Tag lang das Viertel beliebig mit ihren Außensitzplätzen belagern. Für 364 Tage ist Ruhe, so wie beim Schanzenfest. Ich wette, bei dem Kompromiss ruft sicher KEIN einziger Anwohner nach Recht und Gesetz...

    Was ist nur aus der GAL geworden. Ein Armutszeugnis. Traurig, traurig!!!

  • O
    Oliver

    Tja, die TAZ als Sprachrohr der Schwarz-Grünen Politik.

    Informiert euch bitte besser !

    Ich bin Anwohner in der Susannenstr. und setze mich aktiv für den Erhalt des Viertels ein.

    Die angebliche Stützung der Pläne des Bezirksamts durch die Schwarz-Grüne Koalition ist nichts weiteres als eine "hinters-Licht-Führung" der Wähler und Anwohner der Susannenstrasse.(nett gesagt)

    Die Lärm-Dreck-Gewalt-Belästigung hatt schon jetzt einen angemessenen Rahmen bei weitem überschritten.

    Eine 200% Zunahme der Aussengastronomie in der Susannenstrasse wäre nur durch Stapelung der Besucher zustande gekommen. Totaler Quatsch und ein ganz bewusst irrwitziges Szenarium !

    GAL/CDU stellen angebliche "Rahmenbedingungen" und setzen sich für eine "nur" 50% zunahme der Aussengastro ein ! Pah, Augenwischerei !!

    Dies bedeutet nur die eh schon geplante Umwandlung der Parkflächen in Außengastronomie, wie es jetzt dank Schwarz-Grüne in der Susannenstr. für die nächste Saison vorgesehen ist !( auch die Idee der GAL/CDU Koalition übrigens) Dies würde den Lärm-Dreck-Gewalt-Pegel ins Unerträgliche steigern und GAL/CDU wissen ganz genau das kein Personal (BOD) da ist um diese "Rahmenbedingungen" der nur 50% Zunahme zu kontrolieren. Sie haben uns Anwohner direkt gesagt das wir ihre Pläne und politischen Entscheidungen als disziplinierende Maßnahmen gegen das politische (linke) Klima im Schanzenviertel verstehen dürfen (...).Wir bezahlen hier alle Steuer und Miete,

    sind aber scheinbar in deren Augen ein rechtsfreier Raum ! Aufpassen !

    Nebenbei wird das Viertel weiter an den Meistbietenden verscherbelt und der letzte bezahlbare Wohnraum im Innerstädtische Bereich zu Eigentumswohnungen und Luxus-Büros umgewandelt. Wie momentan ja überall. Fragtlich ist auch wer sich in Zukunft in diesem Ballermann-Umfeld noch ne Eigentumswohnung kaufen will und leisten kann.

    Richtig viel Rückendeckung und mitarbeit hierzu bekommen wir nur von der SPD und DIE LINKE.

    ...

    Ihr seid alle echt toll und unser geliebtes Schanzen-Mövenschiss-Motel bekommt noch Steuergeschenke von der FDP. Auch ne gute Idee und zurecht unterstützenswert ?? "Steuergeschenkchen" oder was ?

    Bitte Kopf aufmachen TAZ !

  • E
    edgar

    Die Stadt vergisst wohl, dass die Schanze in erster Linie Wohnviertel ist.

    Wie wäre es mit einem generellen Verbot der Aussengastronomie in der Susannestrasse.

    Dann wären weder Anwohner noch Touris ..oh entschuldigung...Passanten dadurch gestört.

  • N
    nitram

    ... was für ein Glück, dass es in Altona noch eine Poltik gibt, die die Entscheidungen der grauen Verwaltung korrigiert!

     

    ... schön wär´s, wenn dem so wäre! Nun hat sich aber die Verwaltung von Beginn an gegen dieses abstruse Ansinnen der Poltik gewehrt mit dem abstrusen Mittel des Parktaschenausbaus massiv die Gastroflächen in der Susannenstraße zu erweitern.

     

    ... aber vielleicht hat die Politik ja vielleicht jetzt eingesehen, dass ihre Idee keine so gute war und rudert nun mächtig zurück! Wär ja auch schon erwähnenswert, eine einsichtige Altonaer Koalitionsmehrheit!

  • B
    Bigbud

    Der Kommentar zeigt mal wieder, dass die GAL "ein wenig aus dem Ruder gelaufen" [ist].