■ Surfbrett: Wahlkampf online: Schröder für Schröder
Nachrichten sind das, es ist kaum zu glauben. Unter www .spd.de/index.html ist an erster Stelle die Schlagzeile zu lesen: „Die SPD unterstützt Gerhard Schröder und die SPD Niedersachsen.“ Vor der letzten Präsidentenwahl in den USA waren die Netizens fast alle davon überzeugt, daß die Entscheidung diesmal im Internet fallen werde – zum erstenmal in der Geschichte zumindest der Menschheit. Tatsächlich aber spielte weder der Wahlkampf eine Rolle im Internet noch umgekehrt das Internet im Wahlkampf. Die frustrierten Reporter des Magazins Wired, die besonders fest an diesen Fortschritt geglaubt hatten, wunderten sich eine Weile. Dann zogen sie einen radikalen, wahrscheinlich aber auch für Deutschland richtigen Schluß aus ihrem Irrtum. Das Internet ist selbst keineswegs unpolitisch, es ist aber dennoch das Ende jeder Art von Politik, die wir bisher aus den Medien kennen. Nichts, was dort brauchbar erscheinen mag, ist hier auch nur einen Mausklick wert.
Die SPD gibt sich dennoch große Mühe. Sie hat für das Wahljahr ihre Website umgebaut. Kein Einwand, das sieht alles sehr flott aus. Es gibt ein Forum, Bilder, Köpfe, Thesen und Termine. Nur Politik gibt es nicht. Statt dessen agitationstechnische Pannen. Gleich neben dem schönen Satz über Schröder zappelt ein animiertes Bildchen. Mal zeigt es einen Schneemann, mal Kanzler Kohl. „In ein paar Monaten ist er weg“ steht über dem Schneemann. In ein paar Monaten erst? „Er auch“ steht über Kohl; und darunter: „die SPD ist bereit“. Wofür bloß, wenn der Schnee auch ohne sie schmilzt, wie es nun mal seine Art ist im Frühjahr? – Das Wetter...
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