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Supertanker havariertTickende Zeitbombe vor dem Jemen

Ein verlassener Supertanker droht im Roten Meer vor dem Jemen auseinanderzu­brechen. Eine Ölpest würde nicht nur die Küste des Landes verseuchen.

Der havarierte Öltanker vor der jemenitischen Küste Foto: DigitalGlobe/2020 Maxar Technologies/getty

Berlin taz | Nach und nach läuft das Wasser aus dem Roten Meer in den Maschinenraum eines mit 1,2 Millionen Barrel Rohöl (1 Barrel = 159 Liter) beladenen verlassenen Tankers namens „FSO Safer“ vor der jemenitischen Hafenstadt al-Hudaidah. Die Lecks in dem Frachter werden immer größer, die Pumpen des Schiffs funktionieren kaum noch. Mit jedem Tag steigt die Gefahr einer ökologischen sowie humanitären Katastrophe vor der Küste des Jemen.

Die Huthi benutzen das Schiff für Verhandlungen mit der legitimierten Regierung im Jemen

Hadil al-Moufarak, Aktivistin

Seit Beginn des Bürgerkriegs im Jemen vor sechs Jahren kontrollieren Huthi die Region rund um die Hafenstadt Hudaidah. Die UN verkündete im Juli, dass es schon seit Mai dieses Jahres Lecks in dem Supertanker gibt, der seit Jahren als schwimmendes Lager genutzt wird. Das Schiff hat viermal so viel Brennstoff wie die „Exxon Valdez“ bei sich, die im Jahr 1989 vor der Küste von Alaska zerbrach. Damals gerieten rund 40.000 Tonnen Rohöl ins Meer.

ExpertInnen warnen nun, das Öl könne jeder Zeit ins Rote Meer auslaufen, gar das ganze Schiff explodieren lassen. „Die Huthi benutzen das Schiff als Druckmittel bei den Verhandlungen mit der legitimierten Regierung im Jemen. Sie sagten der UN eine Wartung des Tankers bereits mehrmals zu und ziehen das dann immer wieder zurück“, erklärt die jemenitische Aktivistin Hadil al-Moufarak die politische Situation rund um den Tanker.

Sie und einige weitere junge Jemenit*innen setzen sich seit Monaten für eine Lösung für die „FSO Safer“ ein. Die jemenitische Regierung habe sich bisher lediglich ein einziges Mal dazu geäußert, meint Al-Moufarak. Dabei beziehe sie sich auf Gerüchte, dass Huthi das Öl bestimmt bereits verkauft hätten. Dafür gibt es jedoch keine Beweise. Für Lecks und gigantische Mengen an ausgeflossenem Rohöl jedoch schon.

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Laut dem Greenpeace-Experten Christian Bussau droht eine ökologische Katastrophe, wenn der Tanker explodiert oder auseinanderbricht. Das Rote Meer würde großflächig verseucht. Neben der des Jemen würden auch die Küsten Saudi-Arabiens, Eritreas, Dschibutis und Somalias verpestet. Die Region wurde erst im Sommer von einer Ölpest heimgesucht, als vor der Insel Mauritius mehr als 1.000 Tonnen Öl ins Meer liefen. Die Dimensionen sind diesmal jedoch viel bedrohlicher. Das Auslaufen des gesamten Öls halten Experten jedoch für unwahrscheinlich.

Dass „lediglich“ einige zehntausend Tonnen auslaufen, gilt jedoch als möglich – ebenfalls die gravierenden Folgen. Bereits zehntausend Tonnen würden Unmengen an Korallenriffe zerstören. „Unzählige Kleinstlebewesen, Fische ebenso wie Haie, Meeresschildkröten, Delfine und Seevögel würden sterben“, erklärt Christian Bussau. „Die Reinigung wäre schwierig oder unmöglich. Die Kosten würden in die Millionen gehen. Langfristige Schäden können nicht ausgeschlossen werden.“

Noch hält Bussau allerdings eine andere Möglichkeit am wahrscheinlichsten: „Dass durch kleinere Lecks geringe Mengen Öl austreten.“ Ölsperren könnten zwar verhindern, dass Öl austritt. Gleichzeitig müsste allerdings das Öl dringend geborgen werden. Schon einige hundert Tonnen würden eine breitflächige Verschmutzung der Küsten und Tausende tote Seevögel und Fische zur Folge haben.

Alle Szenarien zeigen, dass eine Ölpest jeglicher Größe fatale ökologische Folgen hätte. Doch dabei bleibt es nicht.

Der Hafen von Hudaida ist aktuell die einzige Landstelle, durch die humanitäre Hilfe in den Norden des Landes gelangen. Bei einer Ölkatastrophe müsste der Hafen laut UN-Experti:innen bis zu sechs Monate geschlossen werden, was zum temporären Engpass an Hilfsgütern führen würde.

Auf humanitäre Hilfe angewiesen

Dazu kommen die Millionen Jemenit*innen, deren Lebensgrundlage die Fischerei ist. Aktivistin Hadil al-Moufarak appeliert deshalb seit Sommer: „Wir können es uns nicht leisten, den Hafen Hudaida auch nur für ein paar Monate zu schließen. Es geht um Essen und medizinische Hilfe für Millionen. Und wir sprechen von einem Land, das sich bereits in einer Hungersnot befindet.“

24 Millionen von 30 Millionen Jemenit*innen sind derzeit laut UNO-Flüchtlingswerk auf humanitäre Hilfe angewiesen. UNO-Generalsekretär António Guterres warnt, es drohe die schlimmste Krise im Land seit Jahrzehnten. Die Lage in dem Bürgerkriegsland wurde durch die Kürzung von Hilfsgeldern in den vergangenen Jahren, eine Heuschreckenplage, Überschwemmungen und die Coronapandemie noch verschlimmert.

Durch die Luftangriffe der Saudis verfügt das Land nahezu über keine Infrastruktur mehr. Hilfsgüter kommen schon jetzt nicht ausreichend bei der Bevölkerung an.

Dementsprechend groß ist jetzt die Hoffnung, dass die Zustimmung einer Wartung durch die UN vonseiten der Huthi vor einigen Wochen ernst gemeint ist. Laut al-Dschasira könnten UN-Expert:innen im Januar oder in den ersten Februartagen des nächsten Jahres mit den Arbeiten am Tanker beginnen.

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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Da sieht man wessen Geistes Kind die Huthi sind. Und ihre Freunde im Iran, die ebenfalls wohl Tanker im Persischen Golf angegriffen haben und die Gefahr einer Ölpest in Kauf genommen haben. Denen ist die Umwelt und die Menschen genau so egal wie unseren großen Konzernen, also VW, Amazon, Apple, Ikea ... Die CEO's der Huthis. der Iranischen Regierung und der Grosskonzerne sind sich so was von ähnlich, Geschwister im Geiste "ich, ich, ich ... weg da, ich zuerst ... Finger weg, das gehört mir ..."



    Die Huthi genauso wie die Iranischen Revolutionsgarden haben jeweils ihr ganzes Volk in Geiselhaft genommen. Und nur dieses Volk kann das auch ändern. Wenn UAE, Saudi Arabien, Ägypten, USA einige andere und vor allem der Iran sich da nicht eingemischt hätten, dann hätte sich die Lage im Jemen irgendwie stabilisiert, wie bei einem Kreisel der sich seine ideale Drehachse selber sucht. Selbst wenn es zu einer Zweistaaten Lösung gekommen wäre. Na und? Wenn die Schiiten nicht mit den Suniten können dann lass sie doch eine Grenze ziehen. Wie in Deutschland, der protestantische Norden und der Katholische Süden. Die können miteinander, aber wenn sich das ändern sollte dann lieber eine Grenze ziehen bevor man sich die Köpfe einschlägt, wie bereits geschehen im 30 Jährigen Krieg.

  • "Die Region wurde erst im Sommer von einer Ölpest heimgesucht, als vor der Insel Mauritius mehr als 1.000 Tonnen Öl ins Meer liefen."

    Ahem. Der Jemen und die genannten Staaten liegen auf der Nordhalbkugel der Erde. Mauritius liegt deutlich auf der Südhalbkugel. Das sind Tausende von Kilometern dazwischen und das ist keineswegs dieselbe 'Region'.