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Superheld mit SchusswaffeDer Batman Argentiniens

Wo er auftaucht, gibt es kein Verbrechen, sagt der ehemalige Polizist Menganno. Stimmte auch, bis er in eine Schießerei verwickelt wurde.

Menganno erregt Aufmerksamkeit. Bild: Screenshot youtube

Vor drei Jahren streifte ein unbekannter Mann in seltsamer Verkleidung erstmals auf seinem Motorrad durch die Straßen des Ortes Aldo Bonzi in der Provinz Buenos Aires. Er nannte sich „Menganno“, eine Abwandlung von „Fulano y Mengano“, so viel wie „Hinz und Kunz“. Jetzt ist das Geheimnis um die Identität der argentinischen Version von Batman gelüftet. Am Mittwoch wurde Menganno, alias Oscar Lefosse, 43, ehemaliger Polizist, in eine Schießerei verwickelt.

2004 musste Lefosse krankheitsbedingt den Polizeidienst als Unterinspektor quittieren. Seither arbeitet er in der privaten Sicherheitsfirma seines Schwiegervaters. Anfang 2010 gab es eine Serie von Raubüberfallen mit Todesfolgen. „Ich sah das täglich in den Fernsehnachrichten, und mir liefen die Tränen herunter. Da sagte ich mir: Ich muss etwas tun.“

Und so begann Meganno im schwarz-blau gestreiften Körperpanzer auf seinem Menganno-Motorad durch die Straßen des kleinen Ortes Aldo Bonzi im Bezirk von La Matanza in der Provinz Buenos Aires zu streifen. Damit will er vor allem Aufmerksamkeit erregen. „Wo ich auftauche, gibt es kein Verbrechen“, sagt Menganno. Seither zog der Superheld mehrfach um. Bis er sich mit seiner Lebensgefährtin und seinen zwei Kindern im Lanús niederließ, einem südlichen Vorstadtbezirk im Großraum von Buenos Aires.

Dort hat Menganno auch eine „Schule für Superhelden“ gegründet. Sie steht unter dem Motto: Eintreten, um zu lernen, hinausgehen, um zu helfen. Bei den Kids von Lanús kommt das an. Wer die Schule mit einem Zertifikat als Superheld verlässt, kennt die Notrufnummer auswendig, hat viel über Erste Hilfe und Selbstverteidigung erfahren und kann einen Feuerlöscher bedienen.

Vorerst ist es mit Menganno allerdings vorbei. Als Lefosse am Mittwoch mit seiner Frau vor seinen Haus in Lanús vorfuhr, versuchten drei mutmaßlich bewaffnete Räuber das Auto zu klauen. Nach einer wilden Schießerei, bei der niemand verletzt wurde, entkamen die drei Diebe. Später wurden am Auto 14 Einschusslöcher festgestellt. Die Versionen darüber, was passiert ist, gehen auseinander. Unstrittig ist: Lefosse hat keinen gültigen Waffenschein.

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1 Kommentar

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  • BM
    bad men

    Ist das jetzt Schützenvereins-Propaganda um mit der CDU koalieren zu können?

    Provo mal wieder wie der Artikel von Johannes Thumfart