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Südamerika baut Grenzen ab

■ Freihandelszone von Alaska bis Feuerland angekündigt/ Bush bricht zu Südamerikareise auf

Washington/La Paz (wps/afp) US-Präsident Bush bricht heute zu einer einwöchigen Reise durch fünf südamerikanische Staaten auf, bei der es vor allem um die Idee einer gesamtamerikanischen Freihandelszone gehen soll. Die Tour war ursprünglich für September geplant, wurde dann jedoch wegen der Golfkrise verschoben. Brasilien, Uruguay, Argentinien, Chile und Venezuela sind die Stationen der Reise, der ersten des US-Präsidenten in diese Länder.

Der im Juni von Bush vorgestellte Plan namens „Enterprise for the Americas“ sieht eine Freihandelszone „von Alaska bis Feuerland“ vor. Unter exportorientierten lateinamerikanischen Regierungen wird diese Idee enthusiastisch aufgenommen. „Die Initiative ist wichtiger als die US-Regierung dachte“, sagte Enrique Iglesias, Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank IADB. Sogar die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (ECLA), traditionell eher freihandelskritisch, nennt die Intiative „eine potentiell wichtige Chance“ für die südamerikanische Industrie.

Regionale Freihandelszonen, die eine Grundlage für die US-Initiative bilden könnten, werden seit kurzem in Südamerika wieder verstärkt diskutiert. Die Präsidenten der vier südamerikanischen Andenstaaten Venezuela, Bolivien, Peru und Kolumbien haben bei ihrem vierten Gipfeltreffen am Freitag in der bolivianischen Hauptstadt La Paz die Errichtung einer Freihandelszone bis Anfang 1992 beschlossen. Ferner wollen sie bis 1995 einen gemeinsamen Markt mit einheitlichen Außenzöllen schaffen. Bei der Unterzeichnung des Abkommens räumte der venezolanische Präsident Carlos Andres Perez ein, der Abbau der Zollbarrieren werde „ein schwieriger und traumatischer Prozeß“ sein, letzten Endes aber werde er alle Staaten zum Wohlstand führen. Die Präsidenten kamen überein, bis Mai die Visumpflicht zwischen ihren Staaten abzuschaffen und einigten sich, Bush bei seinem Besuch in Venezuela um ein gemeinsames Treffen zur „Amerikainitiative“ zu bitten. Bereits im August hatten Brasilien, Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay die Bildung eines gemeinsamen Marktes bis 1995 angekündigt.

Mit den Beschlüssen des Andengipfels ist der Weg zur umfassenden Integration der meisten südamerikanischen Länder frei. Einige Regierungsvertreter sind sogar der Ansicht, die USA könnten den lateinamerikanischen Enthusiasmus blockieren. „Der US-Kongreß hat noch nicht angedeutet, daß er die Philosophie der Bush-Initiative teilt“, sagte Chiles Finanzminister Alejandro Foxley vergangene Woche. Auch die Blockierung der Gatt-Verhandlungen, bei denen sich südamerikanische und US-amerikanische Interessen entgegenstehen, wird in diesem Zusammenhang genannt.

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