piwik no script img

Stühlerücken im Weißen Haus

USANeuer Kommunikationschef ist der Investmentbanker Anthony Scaramucci, der Trump einst als „politischen Nichtsnutz“ bezeichnet hat

Mit ihm soll es besser werden: Anthony Scaramucci Foto: dpa

WASHINGTON dpa | Nach turbulenten sechs Monaten im Weißen Haus ist der US-Präsidentensprecher Sean Spicer von seinem Posten zurückgetreten. Als Nachfolgerin benannte Präsident Donald Trump am Freitag die bisherige stellvertretende Sprecherin Sarah Sanders. Trump bedankte sich mit bemerkenswerten Worten bei Spicer. Der 45-Jährige selbst erklärte, es sei ihm eine Ehre gewesen, dem Präsidenten und den USA zu dienen. Er bleibe noch bis Ende August im Amt.

Hintergrund des Rücktritts soll die Berufung von Anthony Scaramucci zum neuen Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses sein, wie unter anderem der Sender NBC und die New York Times berichteten. Spicer soll zu Trump gesagt haben, die Entscheidung für Scaramucci sei „ein großer Fehler“, schrieb die New York Times. Trump erklärte in einer Mitteilung, er sei dankbar für Spicers Arbeit. „Ich wünsche ihm weiterhin viel Erfolg bei dem, was er als nächstes macht. Schaut nur auf seine großartigen Fernseheinschaltquoten!“

Spicer war von Dienstbeginn an umstritten. Er hatte sich am Tag nach Trumps Amtseinführung einen heftigen Streit mit Journalisten über die Zahl der Besucher bei der Zeremonie vor dem Kapitol in Washington geliefert – seine steile Behauptung, der Vereidigung hätten mehr Schaulustige beigewohnt als jeder anderen zuvor, löste enorme Irritation aus.

Seither lieferte er sich als Sprecher des Weißen Hauses immer wieder heftige Wortgefechte mit Journalisten. Spicer wurde zum medialen Gesicht der Trump-Regierung – und in den Augen von Kritikern der personifizierte Ausdruck dafür, wie wenig Respekt Trump gegenüber Journalisten und ihrer Funktion in einer Demokratie an den Tag lege. Schon öfter wurde spekuliert, Trump sei unzufrieden mit Spicers Arbeit, weshalb dieser vor der Entlassung stehe. Zuletzt hatte sich Spicer stärker zurückgenommen und die Pressekonferenzen seiner Stellvertreterin Sarah Sanders überlassen.

Scaramucci ist ein wohlhabender Finanzier und Politstratege, der bislang für die Export-Import-Bank der USA arbeitete. Früher war er für Goldman Sachs tätig, wie einige Figuren in Trumps Administration, etwa Wirtschaftsberater Gary Cohn und Finanzminister Steven Mnuchin. Scaramucci war auch in der Übergangsphase nach der Wahl und vor der Amtseinführung Trumps für dessen Team tätig.

Im August 2015 hatte er ihn allerdings kritisiert. In einer Sendung im Sender Fox Business nannte er Trump einen „politischen Nichtsnutz“ und warf ihm antiamerikanische Rhetorik vor. Als Reporter ihn am Freitag auf diese Kommentare ansprachen, nannte Scaramucci sie „einen seiner größten Fehler“. Er habe zu dieser Zeit einen anderen Kandidaten unterstützt. „Ich hätte das niemals sagen dürfen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen