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■ Der „Energiekonsens“ will nur den Status quo festschreibenStück mit beliebig vielen Akten

Und wieder geht der Vorhang auf. Die Hauptdarsteller Gerhard Schröder und Klaus Töpfer treten auf die Bühne, um zum x-ten Male über den sogenannten Energiekonsens zu dialogisieren – hinter dem Vorhang die Souffleure, die die Stichwörter geben. Je häufiger man sich dieses Schauspiel ansieht, desto weniger kann man der Veranstaltung abgewinnen. Zum einen, weil die Theaterstars einfach keine Spielfreude zeigen. Der Auftritt ist bis in die Betonung hinein berechenbar. Zum anderen, weil die Stars dem Zuschauer weiterhin vorgaukeln, sie gestalteten ihre Rolle selbst. Dabei plappern sie nur nach, was Ökonomen und Juristen zur Zukunft der Atomkraft entschieden haben.

Zum Beispiel der Salzstock von Gorleben im ersten Akt: Er ist als Endlager durch die Schlamperei der Bundesbehörden juristisch verkrüppelt und durch immer neue Zweifel an der Sicherheit desavouiert. Auf der Bühne wird der Tod des Endlagerkonzepts als Zugeständnis der Atomindustrie gegeben.

Zum Beispiel die Plutoniumverarbeitung in der Siemens-Fabrik Hanau im zweiten Akt: Sie ist juristisch und ökonomisch tot. Die Gerichte haben schon erteilte Genehmigungen mit einer schallenden Ohrfeige für die Behörden kassiert. Und ökonomisch haben die AKW-betreibenden Stromkonzerne gar kein Interesse mehr an der Siemens-Fabrik. Die Wiederaufarbeitung ist vielfach teurer als die direkte Endlagerung. Das wissen auch die Konzernherren. Nur dem Publikum wird mit versteinerter Miene die Farce vom Zugeständnis der Atomindustrie vorgespielt.

Der dritte Akt. Zuschauerinnen und Zuschauer hoffen immer noch auf die Klimax. Siemens-Manager Adolf Hüttl, nur mit einer Nebenrolle angekündigt, verkündet: Meine Firma will gar keinen neuen Reaktor mehr in Deutschland bauen. Die Spannung steigt weiter, sollte entgegen der Kennermeinung doch etwas auf der Bühne passieren. Wann werden die derzeit betriebenen Atommeiler endlich abgeschaltet? Wann wird mit dem energiepolitischen Umbau der Bundesrepublik angefangen?

Die Antwort lassen die Stars auf der Bühne des Konsenstheaters offen. Die Souffleure reden von 20, 30, 60 Jahren. Mehr Subventionen, weniger Subventionen, mehr Verfassungsänderungen, i wo? Was ist das? Man versteht einfach nichts. Im Foyer werden die Nebendarsteller vom Publikum umringt. Die immer gleiche Frage: Was soll das?

Prognose: Der Saal wird sich weiter leeren. Das Publikum wird sich gelangweilt abwenden, wird sein Geld zurückverlangen. Die Stars werden ausgepfiffen: das Publikum fordert Entlassung, Subventionsstreichung, ein Ende des Konsenstheaters. Hermann-Josef Tenhagen

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