Studie zur Grundsicherung: Dauerzustand Hartz IV

Seit dem Start von Hartz IV im Januar 2005 bis zum Dezember 2007 bezogen über drei Millionen Menschen durchgängig die staatliche Hilfe, so eine Studie. Alleinerziehende sind besonders betroffen.

Michael Hirte hat Glück gehabt: Die Mehrheit der Hartz-IV-Bezugnehmer schaffen es nicht, von Dieter Bohlen zum "Supertalent" erkoren zu werden und bleiben zwischen Stütze und 1-Euro-Jobs stecken. Bild: dpa

NÜRNBERG ap Lange Bezugsdauern und wiederkehrende Bedürftigkeit sind laut einer Studie typisch für das Schicksal von Hartz-IV-Empfängern. Mehr als drei Millionen Menschen waren vom Hartz-IV-Start im Januar 2005 bis zum Dezember 2007 durchgängig auf diese staatliche Unterstützung angewiesen, wie eine am Montag veröffentliche Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergab.

78 Prozent derjenigen, die im Dezember 2007 bedürftig waren, erhielten diese Grundsicherung schon mindestens zwölf Monate am Stück. Etwa 40 Prozent der Hartz-IV-Empfänger waren spätestens ein Jahr nach ihrem Hartz-IV-Ausstieg erneut auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Während kinderlose Paare und Alleinstehende den Ausstieg aus der Bedürftigkeit am schnellsten schafften, waren Alleinerziehende am längsten auf Hartz IV angewiesen. So beziehe die Hälfte der Alleinerziehenden auch drei Jahre nach Leistungsbeginn immer noch oder wieder die staatliche Hilfe, bei Paaren ohne Kinder bekomme ein Drittel weiterhin Hartz IV. "Vielfach ist die Beendigung des Leistungsbezugs nicht dauerhaft", schrieben die IAB-Autoren.

Insgesamt nahmen von 2005 bis 2007 fast zwölf Millionen Menschen mindestens einen Monat lang Hartz IV in Anspruch. Das waren 18 Prozent der Bevölkerung bis 65 Jahre. Bei der Einführung der Grundsicherung im Januar 2005 bezogen nach IAB-Angaben gut sechs Millionen Menschen diese staatliche finanzielle Unterstützung, im Februar 2009 waren es 6,7 Millionen. Der Höchststand wurde im Mai 2006 mit 7,5 Millionen erreicht.

Weniger als ein Drittel der Hartz-IV-Empfänger oder rund 2,5 Millionen Menschen seien erwerbsfähige Arbeitslose, erklärt IAB-Autor Tobias Graf. Mit rund zwei Millionen erhielten fast ebenso viele Kinder aus Hartz-IV-Familien diese Unterstützung. Die nächst größere Gruppe der Bedürftigen machten mit etwa einer Million die sogenannten Aufstocker aus, die aufgrund ihres geringen Einkommens auf staatliche Hilfe für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind.

Ebenfalls zu den Hartz-IV-Empfängern gehörten darüber hinaus Alleinerziehende, die wegen der Betreuung von Kindern unter drei Jahren nicht zur Arbeitsuche verpflichtet sind, sowie Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Ein-Euro-Jobs oder Weiterbildungen.

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