Studie zu Streckbetrieb der AKW: Nutzen blieb im atomaren Bereich

Die längere Laufzeit der drei AKW war für eine sichere Stromversorgung unnötig und änderte wenig an Gasverbrauch, Strompreis und CO2.

Akw mit Fluss

Geringer Nutzen, hohe Kosten: Streckbetrieb der deutschen AKWs, hier Isar 2 in Bayern Foto: Armin Weigel/dpa

BERLIN taz | Der Streckbetrieb der drei Atomkraftwerke (AKW) über den vergangenen Winter war nicht notwendig, um die Versorgungssicherheit in Deutschland sicherzustellen. Das zeigt eine Studie der Energieberatung Enervis im Auftrag von Greenpeace und Green Planet Energy. Demnach habe zu jeder Zeit genug Reservekapazität an flexibel einsetzbaren Gaskraftwerken zur Verfügung gestanden, um die Stromversorgung in Deutschland sicherzustellen.

Im vergangenen Herbst hatte die Bundesregierung beschlossen, die drei letzten Meiler in Deutschland noch bis Mitte April 2023 weiter zu betreiben, anstatt sie wie geplant zum Ende des Jahres 2022 abzuschalten. An diesem Samstag sollen die AKW endgültig abgeschaltet werden.

Die Entscheidung war eine Reaktion auf die Folgen des Ukraine-Kriegs und die damit verbundene Einstellung der russischen Gaslieferungen nach Deutschland. Um die Stromversorgung im Winter sicherzustellen, blieben die Kraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim länger am Netz.

Die Untersuchung zeigt nun, dass die durch die AKW eingesparte Gasmenge marginal blieb. 0,3 Prozent des bundesweiten Gasverbrauchs konnten so eingespart werden. Eine Analyse von Deutscher Umwelthilfe und der Initiative Ausgestrahlt war am Donnerstag zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

„Promille-Diskussion“

„Andere Maßnahmen, die Industrie und Haushalte haben ungefähr 20 Prozent eingespart, also das 60-fache der Laufzeitverlängerung“, ordnet Heinz Smital, Atom-Experte bei Greenpeace, die Mengen ein. Daher sei eine „Diskussion darum, welche Maßnahmen denn nun die Einsparungen am besten voranbringen“, wesentlich wichtiger gewesen, „als sich monatelang auf diese Promille-Diskussion zu konzentrieren“.

Auch der Einfluss auf die CO2-Emissionen und den Strompreis waren gering. Demnach konnten durch die geringere Nutzung von Kohle- und Gaskraftwerken lediglich 0,2 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Der Strompreis sank durch den Streckbetrieb 2023 um 0,21 Cent pro Kilowattstunde.

„Im Nachhinein betrachtet war die Laufzeitverlängerung ein schlechter Deal“, fasst Carolin Dähling zusammen. Den wenigen Vorteilen bei Preis und Emissionen stünden „erhöhte Kosten und erhöhte Risiken“ entgegen, so die Bereichsleiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy.

Wenn die drei Meiler vom Netz genommen werden, endet die Ära der Kernkraft in der deutschen Stromversorgung nach rund 60 Jahren. Immer wieder hatten sich Union und FDP für eine längere Nutzung nuklearer Energien ausgesprochen. Dem erteilt Dähling eine Absage: Statt „die nächsten drei Monate über AKWs zu diskutieren“, sollte die Energie lieber in den Kraftakt der Energiewende investiert werden.

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