Studie zu Meerestemperaturen: Tiefe Wasser sind heiß

Erstmals wurden Daten zur Wassertemperatur auch in den Tiefen der Ozeane erhoben. Die Ergebnisse sind überraschend.

Ein Südlicher Glattwal beim Abtauchen.

Ein Südlicher Glattwal beim Abtauchen vor Argentinien im Atlantik Foto: Pond5/imago

Als Folge der Klimakrise steigt nicht nur die Temperatur der Luft, sondern auch die Meere werden wärmer. In diesem Sommer erreichte die Oberfläche der Ozeane global neue Rekordtemperaturen. Im August lag die Oberflächentemperatur im Nordatlantik mit durchschnittlich 24,8 Grad Celsius 0,94 Grad über dem langjährigen Mittelwert.

Die Temperatur der Wasseroberfläche erfasst allerdings nur einen Teil der Ozeane, denn die Temperatur der tieferen Wasserschichten wurde bisher nicht flächendeckend erfasst und ausgewertet. Anhand von Daten aus dem Copernicus-Marine-Service-Programm der EU haben For­sche­r:in­nen nun Temperaturdaten der Ozeane aus 50 unterschiedlichen Ebenen ausgewertet und damit ein deutlich umfassenderes Bild der Temperatur in den Meeren geschaffen.

Als Grundlage der Studie, die in Nature Climate Change erschienen ist, dienen Temperaturdaten von 1993 bis 2021. Gemessen wurde in bis zu 2.000 Metern Tiefe. Damit zeigt die Arbeit von Eliza Fragkopoulou und Kol­le­g:in­nen erstmals, wie sich der Klimawandel auf Lebewesen in tieferen Wasserschichten auswirkt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Hitzewellen in den Meeren die tieferen Wasserschichten nicht nur genauso stark betreffen wie die Oberfläche, sondern die Temperaturen dort oft noch stärker von normalen Werten abweichen und eine Hitzewelle länger anhält.

Die Meere haben eine große Kapazität, um Wärme zu speichern. Hat sich das Wasser einmal erwärmt, braucht es deutlich länger als Luft, um wieder abzukühlen.Laut den Forschenden sind die oberen 250 Meter des Meeres besonders von marinen Hitzewellen betroffen. Gerade in diesem Bereich bestehe durch die Hitze große Gefahr für die biologische Vielfalt im Meer. Pflanzen und Tiere seien durch die ungewöhnlichen Temperaturen zusätzlichem Stress ausgesetzt, was unter anderem Reproduktion und Wachstum stark einschränken und im schlimmsten Fall zum Absterben führen könne.

Ein weiterer Aspekt der Studie ist interessant: Meeresströmungen können dazu führen, dass sich in tieferen Wasserebenen Hitzewellen bilden, ohne dass es an der Wasseroberfläche eine auffällig erhöhte Temperatur gibt. Da bisherige Studien sich oft auf die Oberflächentemperatur der Meere konzentriert haben, wurde dieser Aspekt womöglich vernachlässigt.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Durch den großen Datensatz wird die Entwicklung der Wassertemperatur der Ozeane erstmals deutlich, auch unter der Wasseroberfläche. For­sche­r:in­nen können so nachvollziehen, welche Unterwasser-Ökosysteme von marinen Hitzewellen betroffen sind, die bisher aufgrund ihrer Wassertiefe nicht als explizit gefährdet betrachtet wurden. Möglichkeiten, die Erwärmung der Ozeane zu begrenzen, bietet die Studie allerdings nicht, sie überlässt die Suche nach Lösungen anderen Forschenden.

Korrekturhinweis: In einer ersten Version dieses Textes hieß es fälschlicherweise, dass die Daten der Studie auf Satellitendaten basieren. Richtig ist, dass die Daten zwar von Messsonden per Satellit übermittelt werden, sie stammen allerdings aus dem Copernicus-Marine-Service-Programm der EU. Wir haben die Formulierung korrigiert.

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