Studie zu Jobbedingungen: Leiharbeit macht krank
Im Schnitt haben Leiharbeiter ein Drittel mehr Fehltage im Jahr als Festangestellte. Das liege unter anderem an den Tätigkeiten, die Leiharbeiter ausführen müssen.
In den vergangenen Jahren verschlechterte sich demnach die Situation zusehends. Noch im Jahr 2008 waren Leiharbeiter den Krankenkassen-Zahlen zufolge an 14,7 Tagen krank. In anderen Branchen waren es elf Tage. Über die Auswertung hatten zunächst die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet.
Vor allem Muskel-Skelett-Erkrankungen führten bei Leiharbeitern zu mehr Krankheitstagen. Sie fehlten deshalb im Schnitt 4,5 Tage im Jahr, in anderen Branchen waren es 2,8 Tage. Wegen psychischer Erkrankungen blieben Leiharbeiter laut Erhebung 3,4 Tage zuhause, die übrigen Beschäftigten 2,4 Tage.
„Der relativ hohe Krankenstand liegt jedoch nicht nur in dem Beschäftigungsverhältnis Zeitarbeit begründet, sondern auch darin, dass die in der Zeitarbeitsbranche vermittelten Tätigkeiten zu einem großen Teil körperlich schwere Arbeiten sind“, erläuterte die Kasse. Viele Zeitarbeiter seien im Lager- und Transportbereich, als Installateure, Monteure oder Hilfsarbeiter tätig, in Berufsfeldern, die erfahrungsgemäß überdurchschnittlich hohe Fehlzeiten aufwiesen. „Deshalb ist die Diskrepanz zu den Beschäftigten anderer Branchen im Bereich der Muskel-Skelett-Erkrankungen besonders hoch.“
Auch der Wechsel der Einsatzorte und Arbeitsbereiche sowie eine relativ hohe Arbeitsunsicherheit der Zeitarbeitnehmer führen laut Techniker Krankenkasse zu einer erhöhten Belastung. Zudem wirkten sich die schlechten Jobperspektiven auf die Gesundheit aus. Nach Angaben der Bundesregierung sind derzeit in Deutschland 993.000 Zeitarbeiter beschäftigt.
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