piwik no script img

Studie zu GanztagsschulenFehlt nur noch das Personal

Berlin hat immer mehr Schüler an Ganztagsschulen. Entwurf für Doppelhaushalt 2018/19 sieht aber keinen Etat für mehr Erzieher an Schulhorten vor.

Auch die Hausaufgaben werden häufig in der Nachmittagsbetreuung erledigt

Immer mehr Berliner Schüler gehen auf eine Ganztagsschule: Seit dem Schuljahr 2009/10 stieg ihr Anteil von 45 auf nun knapp 66 Prozent. Insbesondere an Grundschulen (77 Prozent) und Sekundarschulen (92 Prozent) ist der Anteil der Ganztagskinder hoch. Das geht aus einer bundesweiten Studie der Bertelsmann-Stiftung zu den Kosten für den Ganztagsausbau hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Nur in Hamburg und Sachsen gehen mehr Schüler auf Ganztagsschulen als in der Hauptstadt.

Schade nur, dass die rot-rot-grüne Koalition sich nicht ernsthaft für den Ganztag einsetzt. Das kritisiert zumindest die Initiative Qualität im Ganztag – ein Bündnis aus der Gewerkschaft GEW und freien Trägern, die mit Erziehern die Nachmittagsbetreuung insbesondere an den Grundschulen organisieren –, mit Blick auf den Doppelhaushalt 2018/19, der im Dezember verabschiedet werden soll. Denn der sieht derzeit weder einen Etat für mehr Erzieher in den Schulhorten vor. Noch scheint der im Koalitionsvertrag versprochene Wegfall der Bedarfsprüfung für die Nachmittagshorte an den Grundschulen bald Wirklichkeit zu werden.

Bei der Bedarfsprüfung ist es so, dass man einen Grund (Job, Ausbildung) für den Betreuungsbedarf am Nachmittag nachweisen muss. Allerdings profitieren nachweislich gerade Kinder aus sozial schwächeren Familien von der Ganztagsförderung, die es in der offenen oder der gebundenen Form gibt: Bei Ersterer gibt es freiwillige Freizeitangebote, bei Letzterer geht der Unterricht bis in den Nachmittag.

Die Bildungsverwaltung verwies am Dienstag auf eine frühere Bertelsmann-Studie, laut der Berlin bei der Personalausstattung im Ganztag schon jetzt deutlich besser als die anderen Bundesländer dastehe.

Viel Luft für Verbesserungen scheint es allerdings auch nicht mehr zu geben: Angesichts des Erziehermangels und der Tatsache, dass für die Kitas bereits ein besserer Personalschlüssel beschlossen wurde, „müsse man auch ehrlich sein und sagen: Wir haben gar nicht das Personal, das wir gerne einstellen würden“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Regina Kittler, der taz.

Soll der Ausbau des Ganztags weitergehen – die Bertelsmann-Experten geben 80 Prozent Ganztagsschüler bis 2025 als Ziel aus –, müssten bundesweit 47.600 Fachkräfte gefunden werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!